Kolumnen

Nach ... Denk ... Pause

Twitter führt jetzt die Nachdenkpause ein. Dabei handelt es sich um die Aufforderung, gehässige Nachrichten nicht sofort rauszuknallen, sondern sie nach einer Abkühlphase neu zu bewerten. Das klingt zwar nach Erwachsenenkindergarten, allerdings benehmen sich manche Erwachsene auf Twitter deutlich schlechter als die meisten Kinder im Kindergarten.

Die Idee, twitterregte Gemüter mittels verordneter Bedenkzeit zu kühlen, könnte aufgehen. Denn Wut ist keine stabile Großwetterlage, sondern ein Unwetter, das meist rasch vorüberzieht. Neurologen haben gemessen, dass die tatsächliche Reaktion auf einen Auslöser, also die heiße Wut, etwa 90 Sekunden dauert (was danach kommt, entspringt der eigenen Erinnerung an den Vorfall oder einer Erzählung des Vorfalls, ist also aufgewärmte Vergangenheit).

So gesehen, sollte man sich die verpflichtende Nachdenkpause auch im normalen Leben selbst auferlegen: Bei Anzeichen von Wut 15-mal ein- und ausatmen, ein Lied singen, Blumen gießen oder den Müll raustragen – dann erst die Antwort formulieren. Falls das dann überhaupt noch notwendig ist.