Kolumnen

Raab geht essen: Weltreise – Etappe eins

Liebste Omamatschi, stell dir das Mal vor: Wir waren in Mexiko. Ja, du hast richtig gehört: Mexiko. Ich geb’ ja zu, wir haben uns zuerst nicht über die Grenze getraut, denn Papa sagt immer: Den Gang mit den Süßigkeiten und Knabbersachen lassen wir heut’ aus. Normalerweise nehmen wir dann trotzdem jedes Mal etwas mit. Eine Packung Toffifee zum Beispiel verdrückt der Papa problemlos alleine, und wenn wir ihn fragen, ob so eine Halbkugel vielleicht auch für uns abfällt, sagt er immer zum Spaß: „Wieso? Ich wollt’ ja von eurer Lillifee auch nie ein Stück!“ Dann lacht er, füttert uns, aber wer weiß schon, ob sein Humor nicht die Lücke ist, durch die die Wahrheit pfeift, oder umgekehrt. Irgendwas jedenfalls pfeift grad immer irgendwo irgendwie. Diesmal aber hat sich der Papa vor dem Spazierengehen auf die Waage gestellt und gemeint: Den Gang mit den Süßigkeiten und Knabbersachen lassen wir heut’ wirklich aus. Und du kannst mir glauben, Omi: Das war hart. Besonders für ihn. Jedenfalls waren wir dann in Mexiko und Papa irgendwo. Und das schafft auch nur er. Obwohl ihm die Mama eine Liste geschrieben hat, chronologisch und logisch geordnet. Zuerst das, was als Erstes nach der Eingangstür kommt, dann als Zweites, und am Schluss eben als Letztes. Deppensicher das Ganze! Und interessant. Beim Hofer kommen oft das Klopapier und die Küchenrollen und jetzt auch wieder die Tulpen ganz am Ende. Beim Spar die Zeitungen und die Geschichte mit den 25 Prozent Pickerln. Und beim Billa oder Merkur die Sache mit der Jö-Karte. „Jö“ hat die wahrscheinlich deshalb jemand genannt, weil dieser Spaßvogel genau wusste: Mit Jö-Kartenbesitzern gibt es an der Kasse meistens nur Ärger. Die Mama hat gemeint, sie ist im Grunde sehr dankbar, dass die Supermarkt- Angestellten an der Kasse jetzt alle Masken tragen, denn wenn ihre tödlichen Blicke mit der ganzen zu Recht grantigen Miene auch wirklich als tödliche Blicke ankämen, könnte man mit der Jö-Karte sogar beim Beerdigungsinstitut Jö-Punkte sammeln. Entschuldigung Omi, ich verzettel mich, so wie der Papa beim Einkaufen. Wenn er beim Hofer zum Beispiel aus dem Gang X eine paar Dosen Bohnen holen soll, dann steht er garantiert im Gang Y zwischen den Arbeitshandschuhen, Schraubaufsätzen und Hochdruckreinigern und lässt sich kaum abhalten, irgendwas ins Wagerl zu legen, damit er es dann im Keller so lange aufheben kann, bis es eines Tages vielleicht doch noch jemand braucht. „Wenn du hier noch ein paar Runden zurücklegst, kannst du ja in den nächsten Kolumnen ,Raab geht essen!‘ gleich über deine leeren Meter aus dem Supermarkt berichten, jetzt wo die Restaurants weiter zuhaben!“, so Mama. „Mach ich!“, hat er gesagt. Wir jedenfalls waren dann in Mexiko und haben Tortillas aus dem Regal genommen. Papa hatte den Auftrag, das frische Faschierte und die Avocados zu besorgen. „Das sind aber keine Avocados, Papa!“, haben wir ihm dann an der Kassa erklärt, „und die Tortillas liegen schon auf dem Förderband. Tortillas, hörst du, wenn du ohne Brille schon nichts mehr siehst, nicht Tequila!“

Zu Hause ist Papa draufgekommen, das Faschierte vergessen zu haben. Es gab dann Bohnen in Tomatensauce mit Speck und Ei, ja und auf Netflix „Vier Fäuste für ein Halleluja!“ mit Bud Spencer und Terrence Hill. „Die essen auch immer Bohnen mit Speck!“, hat Mama gemeint, und alle zu Hause wissen, wir schauen uns das nur an, weil es Mama an ihre Kindheit erinnert. Morgen melden wir uns aus Italien, Omi, da kann hoffentlich fast nix schiefgehen. Bussis von Deinen Mäusen.