Paaradox: Kalt und immer kälter
SIE
Von Sommer kann bisher keine Rede sein. Meine Winterjacke, die Skisocken, die Wärmeflasche und ich sind nach wie vor fix zam. Statt krachkaltem Weißwein schlürft man Ingwertee und Supperln. Nicht so der Mann nebenan. Der lebt strikt nach dem Kalender. Ist Mai, ist Mai. Und aus. Egal, wie kalt es draußen ist, ob es stürmt oder schneit. Wenn Wettergott Michael Sommergefühle hegt, dann gibt ab sofort Zitroneneis, kalte Spritzer, geeiste Gurkensuppe und tiefgekühlte Sitze im Auto. Vor allem sie sind es, die aus mir eine fluchende Eisheilige machen.
Liebe auf Eis
Willkommen zurück in der Klimaanlagen-Saison. Die Temperatur hält bei sechs Grad, die Frisur nicht – Hauptsache, wir kutschieren im Eiskasten herum. Das lässt meine Liebe etwas erkalten. Wenn ich frage, weshalb Käpt’ n Iglo die Klimaanlage auf 15,5 Grad stellt, obwohl Heizen angesagt wäre, entgegnet er glatt: Mah, reg’ dich nicht auf, das ist viel wärmer als draußen – um fast 10 Grad. Wunderbar. Von nun an beginnt das große Wettdrehen. Konzentriert er sich auf den Straßenverkehr, mach’ ich den Knopf auf 25 Grad. Schaue ich beim Fenster raus, folgt die Gegenattacke: Er justiert auf 14 Grad. Dazwischen fliegen verbale Eiszapfen. Aber, oje: Seit einigen Tagen niest und krächzt er ein bisserl. Vermutlich eine Allergie. So war es wohl nur eine Verirrung seinerseits, als er bei einer Fahrt in meinem Auto am Knopf für die Sitzheizung herumfummelte. Und nur, weil ich eine ganz, ganz Nette bin, ließ ich sein klammheimliches Popsch-Vorglühen unerwähnt. Allerdings bestellte ich im Lokal für ihn dann eine schöne Kanne Tee. Sehr heiß, sehr heikel
PAARADOX NEU: „Schatzi, geht’s noch?“ am 19. 5. im Rabenhof. 23. 5., Stadtgalerie Mödling. Alle Termine: paaradox.at
E-Mail: gabriele.kuhn@kurier.at
ER
Es ist kalt. Zu kalt. Aber es gibt garantiert eine Million Studien, die besagen, dass es nicht wärmer wird, wenn man ununterbrochen sagt: „Es ist so kalt.“ Oder „saukalt“. Oder „unnötig kalt“. Meine Frau ist Großmeisterin der Temperaturanalyse. An einem einzigen (zu) kalten Mai-Tag schafft sie es, mir gefühlt 43 Mal mitzuteilen, dass sie übel gelaunt, übermüdet und körperlich nicht fit ist, weil die Sonne nicht tut, wie sie will. Sie sagt es aber nicht beiläufig, sondern anklagend. So, als müsste ich ihr zu Liebe nur kurz telefonieren, um die Situation zu verändern – etwa so: „Heast Petrus, alter Zauberer, pass’ auf, du hast deinen Spaß gehabt, aber jetzt stell’ unseren Mikrokosmos wieder auf warm, damit die Jammerei ein Ende hat.“ Ich würde das glatt tun. Aber ich habe seine Nummer nicht.
Einheizen
Daher muss ich damit leben, dass gnä Kuhn sorgenvoll erwähnt, wie hoch heuer die Heizrechnung sein wird, im Auto fahrig wird, wenn ich nicht den Sauna-Modus aktiviere und mit ihren Thermophoren wie mit kleinen Kindern spricht: „So, Ihr Süßen, jetzt wird gaaaaanz fest gekuschelt“. Extrem tückisch wird es aber bei unseren Auftritten im Rabenhof. Da besticht sie die wunderbare Regisseurin Uli gerne einmal mit einer Flasche Prosecco, damit die uns auf der Bühne so richtig einheizt. Als würden die Scheinwerfer nicht ohnehin für Hochsommer-Feeling sorgen. Ich schwitze, sie schwelgt. Ehe wir in die kalte Mai-Nacht treten, und es verlässlich tönt: „Verdammt huschi“. Und ich mich am Gesicht der Liebsten erfreue, wenn ich sage: „Wahre Wärme kommt von innen.“
Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 21. 5. CasaNova, 12. 6. Studio Akzent.
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