Kolumnen

Paaradox: "Gestatten, Gustav!"

SIE

Denke groß, sei großzügig: So lautet das  Lebenscredo des Mannes nebenan.   Gehen wir essen, bestellt er sich zwei Portionen Grammelknödel als Entrée. Und nach der Hauptspeise einen Palatschinken- und Käsegang. Wenn ich ihn frage, ob das nicht zu üppig sei, lacht er nur und sagt: Aber geh... Danach ordert er noch ein bisserl Brot, während ich den dritten Verdauungsschnaps stellvertretend für ihn kippe. Ja, auch dafür mag ich ihn so sehr.

Gustieren für Gusti

Dieser Tage fuhren wir zum Tierbedarf-Supermarkt, um zu gustieren. Wir haben nämlich einen neuen Hund, den  Gustav. Zwischen Schweinsohren und Quietschpupperln meinte ich, dass wir einen Schlafplatz  brauchen. Ab da vertiefte sich Herrli 45 Minuten lang in der Hundebettenabteilung,  sodass ich sekündlich damit rechnete, er würde probeliegen. Irgendwann war Mr. Bigs Wahl gefallen: Er  hatte sich für den größten Hundeschlafplatz des Ladens entschieden,  so groß wie ein Kinderplanschbecken. Laut sagte ich: Mir ham ja keinen Neufundländer-Bernhardiner-Mix. Leise hatte ich den Verdacht, dass er  Betti wechseln wollte und sah ihn mit Kauknochen im Mund neben Gusti herumkugeln. Aber nein: Sein Man gönnt sich ja sonst nix-Gen hat wieder einmal  durchgeschlagen. Der nun folgende Disput war  mühsam, weil  er überzeugt war, die kleinere Version dieses Trumms wäre zu mini. Daheim angekommen, eroberte der Neue sein Schlafreich, und sieh an: sehr viel Platz für einen (noch) kleinen Hund. Abends schauten der Gusti, der Michi und ich Der mit dem Wolf grunzt, äh tanzt. Ab der Mitte des Films  schnarchten beide – und das sehr laut.

Lesetermine: 17. 11. Weinwerk, Neusiedl, 23. 11,   Kottingbrunn, 29. 11. Baden, Theater am Steg.

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ER

Die Wahrheit ist, dass in unserer Familie seit genau einer Woche ein Wettbewerb stattfindet, der da lautet: Wer macht das größte G’schiss um Gusti? Denn seit der schwarze Baby-Lauser durch unser Domizil stolpert und kugelt, gibt es nur mehr ein Thema: das welpische Wohlbefinden. Ich muss nicht näher ausführen, dass jenes grandios-flauschige Schlafkörbchen, das ich für König Gustav, den Wunderfeinen, ausgesucht habe, ein Volltreffer war. Er liebt diesen Ort beinahe demonstrativ, gerade so, als würde er   jetzt schon das Wesen Männersolidarität begreifen ... na gut, vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.

Kuscheltiere

Tatsache ist, dass ich nur deshalb so lange Zeit hatte, mich im Schlafstättenreich umzusehen, weil mit gnä Kuhn in solchen (viel zu gut sortierten) Geschäften kein Weiterkommen ist. Da hilft nur die Expedition auf eigene Faust, um während der vielen Auswahlprozesse der Liebsten nicht womöglich dem Wahnsinn zu verfallen. Sie steht nämlich locker elf Minuten vor der Kuscheltiere-Wand und kann sich nicht entscheiden, ob sie Äffchen, Giraffe oder Nilpferd („die sind alle so süß“) nehmen soll. Und da ich weiß, dass meine Beiträge Marke „Ist doch völlig blunz’n, was er zerlegt“ fix im Streit münden, ziehe ich eigene Kreise. Ich treffe sie erst an der Kassa wieder, um dort nach kurzem Blick ins Einkaufswagerl festzustellen, dass sie Futter, Pflegeprodukte, Spielsachen, Pölsterchen, Geschirr und sonstige Accessoires erobert hat, als würden wir demnächst eine Hundepension eröffnen. Das Schöne ist, ich muss gar nix mehr sagen, damit sie sagt: „Lass’ mich!“  Und ich denke mir nur: Ach ja, ein Gustav müsste man sein.

Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 9. 11. Linz, 20. 11. Wien,   24. 11. Klosterneuburg,  27. 11. Rothneusiedl,   28. 11. Mödling.

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