Paaradox: Der Wandwerker
SIE
Und jetzt die Wochenschau! Eine besondere diesmal, daher habe ich mir auch einen besonderen Titel dafür einfallen lassen: Ei-Ma-ma-au. Sie werden sich vielleicht fragen, worum es sich handelt: Hat der Mann nebenan das Genre gewechselt und dichtet statt Kolumnen Schlaflieder? Ist bei uns eine hawaiianische Schamanin eingezogen, die mit Mantrasingen versucht, unseren Geschirrspüler in einen Ort des Friedens zu verwandeln? Oder handelt es sich um einen Code aus der Sado-Maso-Szene?
So viel Getue!
Nichts dergleichen, Ei-Ma-ma-au ist einfach nur die Abkürzung für das zuletzt Erlebte: Ein Mann malt aus. Bitte, eh nur eine Wand, die wegen eines Wasserschadens aufgestemmt werden musste. Keine große, sondern eine kleine Wand, eine Mini-Wand. Womit ich beim Jammer-Aufwand-Quotienten gelandet wäre, der in einem deutlichen Missverhältnis ausgefallen ist: So viel Getue wegen fast nix! In der Zeit seines Herumjammerns hätte ich ein ganzes Innenstadtpalais ausgemalt. Und ich fragte mich im Vorfeld angesichts seiner seelischen Not, ob es nicht gut wäre, ein Notfallteam als Beistand zu organisieren. Mit einem auf beleidigte Männer-Wirbelsäulen spezialisierten Orthopäden, einem Trauma-Experten, der mit ihm das Erlebte aufarbeitet und einem Hautarzt, der ihm die Farbe vom Körper kratzt und murmelt: Nicht weinen, alles wird gut. Doch dann entschloss ich mich, einfach nicht da zu sein. Ich ließ ihn alleine mit und in seiner Rolle, ging in den Wald und hörte Mahlers „klagendes Lied“. Als ich nach Hause kam, fand ich zwei „fertig“ vor: die Wand, den Mann. Sie weiß, er mit rotem Gesicht, aber stolz. Da umarmte ich ihn und flüsterte ihm was Liebes ins Ohr: Mein süßer Rollator! So richtig super fand er das aber nicht.
NEUE TERMINE: 8. 10. Stadtgalerie Mödling; 16. 10. Stalltheater Königstetten; 16.11. Hagenbrunn; 19. 11. Langenlois; 14.11. Bühne im Hof, St. Pölten
ER
Ich kann immerhin einen Teilerfolg vermelden. Denn gnä Kuhn hat mich nicht gebeten, jene Wand, hinter der sich die Ursache des Wasserschadens befand, selbst aufzustemmen, um dort – wenn ich schon dabei bin – auch gleich die Rohr-Reparatur vorzunehmen. Sie hat also tatsächlich auf den Satz Das kann ja bitte keine Hexerei sein verzichtet. Und wer die Macht von Hopridethehawe (Hohepriesterin des theoretischen Handwerks ) kennt, weiß: Für die Gnade, keine Diskussion über das Thema Wie selbst ist der Mann (wenn er nur will)? führen zu müssen, perlen einem pfiffigen Pfuscher so manche Stoßgebete der Danksagung locker und leicht über die Lippen.
Ein Klacks
Mit der Idee, auch für das Ausmalen der Wand (die natürlich nicht mini ist, sondern durch zahllose Verwinkelungen eine echte logistische Herausforderung) einen Profi zu engagieren, stieß ich aber an meine Drückeberger-Grenzen. „Beim nächsten Mal lassen wir dann jemanden kommen, der uns die Teelichter aufstellt“, sagte sie, womit sie mir frei von Subtilität zu verstehen gab, dass „so ein bisserl malen“ in die Kategorie „Klacks & Klecks“ fällt. Also richtete ich im Wohnzimmer meine Kommandobrücke ein, rief „Wand in Sicht!“ und begann mit den Vorbereitungen. In solchen Situationen tut Ermunterung immer gut. Und so fühlte ich mich doppelt und dreifach motiviert, als die Liebste mich a) beobachtete, wie ich bedenklich gekrümmt auf der Leiter stand, um Vorhangstangen abzukleben ... um dann b) zu sagen: „Ja, ja, ohne Fleiß kein Weiß“. Es geht nix über schlaue Erkenntnisse zum richtigen Zeitpunkt. Aber nicht deshalb, sondern trotzdem durfte ich ihr Stunden später zurufen: „Malermeister Michael meldet, fertig, aber hallo!!!“ Meine Sachverstä ... pardon ... Frau, ließ sich mit der Begutachtung ausreichend Zeit, lächelte zufrieden und sprach: „Eh schön“. Jö! Einen herzlicheren Segen kann ich von Hopridethehawe kaum erhalten. Halleluja!