Flaschenpost: Pfeif auf die Champagne
Von Juliane Fischer
Es war einmal – Sie erinnern sich vielleicht – möglich, mehrere Menschen, die in unterschiedlichen Häusern leben, in einem Weinkeller zu treffen. So saßen wir also zusammen, bevor Lockdown Numero zwo um sich griff: Eine kleine Runde mit entsprechend Abstand und einem hehren Anliegen. Die Challenge am frühen Abend lautete „Sekt versus Champagner“. Quasi ein Wettbewerb in der Königsdisziplin. Sieben Runden, je zwei Weine. Bei sechs Paaren habe ich erkannt, was der Kamptaler Sekt und was das französische Vorbild ist.
Ein Kamptaler Sprudel schwirrt mir heute noch immer im Kopf herum. Dermaßen würzig, reif, vital war der. Mit Mürbteig, Wermutkraut, Quitte und Blutorange – der Blanc de Noir 2015 vom Weingut Matthias Hager ist eine Wucht. Und auch sein Rosé-Sekt stach hervor: Zwetschke, Wildrose, Hagebutten, Weihrauch – ein vollmundiger, cremiger Sprudel, Halleluja! Zumal kostet er zirka die Hälfte eines herkömmlichen Champagners trotz höchster biodynamischer Standards.
Wenn jetzt dann bald – Sie erinnern sich vielleicht noch – der Frühling erwacht, werden wir uns unbeschwert fühlen wie ein übersprudelnder Schaumwein. Und irgendwann werden wir wieder beim Heurigen sitzen. Zum Beispiel bei Hagers Bruder, in der sogenannten Weinbeisserei in Mollands. Mitten im Weingarten, wo sich daneben Turopolje-Schweine genüsslich suhlen, schmeckt der Sekt bestimmt unschlagbar gut! Wer fragt da noch nach der Champagne? Wenn das mit Zweigelt möglich ist!
Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
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