Johannas Fest: Boxenstopp und Sous Vide-Veto
Von Johanna Zugmann
Mein Mann und sein bester Freund Georg haben ein gemeinsames Faible für den guten Ton. Stereoanlagen, Lautsprecher und Boxen scheinen auf die beiden einen so unwiderstehlichen Reiz auszuüben, wie Manolo Blahnik-Schuhe oder Kelly Bag-Taschen auf modebewusste Damen (mit entsprechend hohem frei verfügbarem Einkommen). Die Freunde sind ebenso ambitionierte wie erfolgreiche Schnäppchenjäger, was zur Folge hat, dass die erworbenen tonangebenden Objekte der Begierde sowohl in Georgs als auch in unserem gemeinsamen Domizil einfach schon viel zu viel Wohnraum in Anspruch genommen haben. Gegen das aus gesundheitlichen Gründen viel wichtigere Zimmerfahrrad oder den Hometrainer finden die beiden Herren schließlich zwei gewichtige Argumente: Dafür fehlt ein eigenes Zimmer und die vorhandenen würden diese Fitnessgeräte nur verschandeln. Nach Rücksprache mit Iris, der Ehefrau des besten Freundes, verhängten wir, die besseren Hälften, einen strikten Boxenstopp und drohten bei Zuwiderhandeln mit Scheidung.
Mein Göttergatte und sein bester Freund haben ihre Technik- und Designbegeisterung neulich auf die kulinarische Ebene verlagert. Die kultische rote Schwungradmaschine Original Berkel, die nun einen Quadratmeter der zwei Quadratmeter großen Arbeitsfläche in Iris und Georgs Küche beansprucht, ist natürlich mehr als eine Augenweide. Mit ihr Prosciutto hauchdünn herunter zu kurbeln, vermittelt die Illusion, in Bella Italia zu sein. Vom Green Egg, dem Alleskönner-Smoker, träumen unsere angetrauten Design-Fetischisten derzeit gerade. Der ist sehr teuer. Aber über ein Time-Sharing-Projekt ließe ich mit mir verhandeln. Das Prestigeobjekt könnte zum Beispiel das halbe Jahr im Garten unserer Freunde stehen, die andere Hälfte bei uns. Vorausgesetzt der Sous Vide-Garer, die Getreidemühle, der Thermomix und die nie benützte Eismaschine kommen über irgendeine Schnäppchenjäger-Plattform wieder aus dem Haus!