Kolumnen

Grillen: Es spricht zu uns!

Früher war Grillen ein religiöses Ritual: Das älteste und/oder dickste Männchen des Rudels verwandelte Fleischstücke als Brandopfer für die Götter des Schrebergartens in Kohle und geriet dabei mithilfe des heiligen Gerstensafts in eine spirituelle Trance. Das verkohlte Fleisch wurde anschließend weggeworfen und stattdessen Salat gegessen, und zwar Salat von der Sorte „Den brauchen wir sicher nicht, wir haben ja das Fleisch“.

Manche Menschen gingen sogar so weit, erhitzten Kautschuk, genannt Halloumi, zu verzehren.

Heute dient Grillen, wie alles, was einmal religiös war, der Selbstverwirklichung (siehe „Mein Sonntag“). Bereits die Jagd auf das im Supermarkt zu erlegende Grillgut gehört heute zum Gesamtgrillerlebnis. Dazu kommt das atavistische Erlebnis des Feuermachens (wir Menschen zündeln einfach gern). Und schließlich, erklärt ein Grill-Lehrer: Das garende Fleisch „spricht mit uns“.

Wenn schon sonst niemand mit uns redet.