Kolumnen/Claudias Chaostruppe

Tattoo, Party, Piercing: Warum ich endlich erwachsen werden soll

Was läuft hier schief? Wenn der Nachwuchs vernünftiger ist als man selber, stimmt doch was nicht.

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Ich hatte in den vergangenen Monaten mehrmals Gespräche mit unseren beiden älteren Töchtern, die mich erstaunt haben. Die Anlässe dafür waren folgende:

Ich habe mir ein Tattoo stechen lassen, das dritte. „Muss das sein? Warum noch eines? Aber ja nicht auf diese eine Stelle und bitte nicht zu groß!“ So die Reaktionen

der 10- und der 12-Jährigen im Vorfeld.

Ich komme mit dem neuen Peckerl heim, es wird genau unter die Lupe genommen, für gut befunden, aber „jetzt kannst du dann wieder erwachsen werden, Mama!“.

Ähnlich klingt es, wenn ich an ein Piercing denke: „Ja nicht, was da passieren kann! Du hast ja schon eines. Außerdem bist du dafür viel zu alt!“

Eigene, kleine Anstandswauwaus

Ich werde von der Nachwuchs-Verhaltenspolizei jedes Mal nach dem Fortgehen verhört, wann ich heimgekommen bin (nach Mitternacht), ob ich eh nicht zu viel getrunken habe (ist relativ) und wer mit uns unterwegs war (der eine, die andere).

Wenn wir bei Freunden sind und die Kinder bemerken, dass wir ein Glas Wein trinken, fragen sie: „Wer von euch beiden fährt heute?“ Genial, wir haben uns unsere persönlichen Anstandswauwaus großgezogen. Dafür bekommt man unter anderem Nachwuchs. Und um zu hören, wie präsent die Midlife-Crisis tatsächlich ist.

Ich freue mich, wenn sich der Spieß umdreht, wenn ich mich wieder auf gediegen eingegroovt habe und die Mädels in der Pubertät, die bereits anklopft, eskalieren. Ich werde schlaue Elternsprüche parat haben, an die Vernunft und andere sinnvolle Dinge appellieren. Wobei: Die Älteste hat kürzlich gefragt, ob ich ein Mama-Tochter-Tattoo cool finden würde. „Ja, sicher – wenn du dann 18 bist. Oder 28.“

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