Kolumnen

„Die Staubfrau“

Jede große, anonyme, unfassbare Katastrophe besteht aus kleinen, persönlichen, fassbaren Tragödien. So wie viele den Klimawandel als abstrakt, die abgemagerte Eisbärin auf der treibenden Scholle aber als herzzerreißend erleben.

Auch 9/11 war nicht nur Wendepunkt in der Weltpolitik, sondern Wendepunkt zahlloser Schicksale; Beweis dafür, dass das Leben, wie wir es kennen, jeden Moment in sich zusammenstürzen kann. Genau das spiegelt sich im Gesicht der sogenannten „Staubfrau“ wider. Marcy Borders, damals 28, Angestellte der Bank of America, war gerade durch das Stiegenhaus aus dem Nordturm geflüchtet, als der Südturm einstürzte.

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Die mit Staub und Asche bedeckte Frau wurde in ein nahes Gebäude gebracht, wo jenes Foto entstand, das bis heute ein Symbol für 9/11 ist. Doch die Überlebende überlebte ihr eigenes Trauma nicht: Nach Panikattacken, Suchterkrankung, erfolgreichem Entzug und dem Wiedererlangen des Sorgerechts für ihre Kinder starb sie 2015 an Krebs. Nur eine sichtbare Geschichte unter Tausenden unsichtbaren.