Liebe es, mit dem Gesicht zu spielen, um Gefühle auszudrücken
Von Heinz Wagner
Die Hauptfigur in „100 Coco“ pfeift auf „must have“-Mode, sondern schafft sich ihren eigenen Stil. (Mehr dazu in einer früheren KiKu-Geschichte: hier) Die fast immer sehr herzhaft fröhlich lachende Kemper spielte in diesem Film die Hauptrolle. Da war sie zwölf Jahr. Der Kinder-KURIER durfte die nunmehr 14-Jährige, die zum Eröffnungs-Wochenende des 30. internationalen Kindefilm-Festivals aus den Niederlanden nach Wien gekommen war, interviewen. Nach diesem Film spielte sie noch in drei weiteren Kurzfilmen mit und hatte zwei Gastauftritte in TV-Serien. Und kürzlich... – aber das erzählt sie im Interview ;)
Wie kamst du dazu, die Rolle der Coco zu spielen?
Nola Kemper: Das war ein Zufall. Ich hab mich selber bei einer Casting-Plattform angemeldet – nur so zum Spaß. Warum nicht?! Ich bin im Internet darüber gestolpert. Ein paar Tage später bekam ich eine eMail: Hey, willst du dich nicht fürs
Casting für den Film 100%Coco bewerben? Sicher, warum nicht, dachte ich und machte es.
Hier mischt sich kurz der abseits sitzende und sich zurückhaltende Vater ein: „Das war eine lustige Geschichte. Wir saßen alle im Haus, die ganze Familie und noch ein paar andere Kinder. Auf einmal hörten wir Nola schreiend, kreischend die Stiegen runter laufen. Und wir dachten, Himmel, Hölle, was ist los?!
Nola: Ja, und dann wurde ich zu einer Reihe von Auditions für diesen Film eingeladen und hab dann die Rolle bekommen.
Wie ist dein eigener Modestil?
Du kanntest die Grundgeschichte, den Plott schon?
Ich hatte die beiden niederländischen Bücher, auf denen der Film aufbaut, schon früher einmal gelesen, hab mich an die Grundgeschichte erinnert. Aber vor dem Dreh hab ich sie noch einmal genauer gelesen. Wir haben übrigens kürzlich das dritte Buch verfilmt.
Worum geht’s da?
Das darf ich nicht verraten, weil der Film noch nicht veröffentlicht ist.
Aber es dreht sich um dasselbe Mädchen?
Ja, es ist eine Fortsetzung, Coco besucht da eine Modeschule in
New York und alles Mögliche passiert.
Gibt es Ähnlichkeiten zwischen dir und der Figur der Coco?
Nicht wirklich, weil Coco ist echt enthusiastisch, aber auch unsicher, macht sich viele Gedanken darüber, was die anderen über sie denken. Das hab ich nicht wirklich, ich kümmere mich nicht groß darum, was andere von mir halten oder über mich denken. Und ich bin nicht unsicher. Ich bin viel relaxter als Coco.
Aber ins Sachen Mode und Kleidung – ziehst du an, was alle anderen 96 % tragen oder hast du deinen eigenen Style?
Ich hab schon meinen eigenen Style, aber der ist näher am Mainstream als Cocos Geschmack. Ihrer ist wirklich exzentrisch, meiner ist nicht so außergewöhnlich. Aber ich mag es sicher nicht, mich uniform zu kleiden. Ich denke, ich bin irgendwo dazwischen, in der Mitte zwischen Coco und dem uniformierten Mainstream. Ich kümmere mich nicht so darum, was andere sagen, ich trag meinen einen Stil.
Willst du später Berufs-Schauspielerin werden?
Wie war das, den ersten Film zu drehen?
Es war richtig cool.
Aber war es nicht wirklich harte Arbeit?
Ja, das war’s, aber es hat so viel Spaß gemacht, dass das nichts ausgemacht hat, dass es harte Arbeit war. Es war natürlich alles neu für mich, es war ja mein allererster Film. Am Anfang war ich schon einigermaßen nervös, weil ich ja nicht wusste, wie das alles abläuft. Aber ich hab mich schnell daran gewöhnt und es war wirklich, wirklich lustig. Wir sind für den Film auch nach
Paris geflogen und haben dort gedreht. Das war echt cool, ich war vorher noch nie in Paris.
Hattest du die Chance, irgendwas von Paris zu sehen, weil ihr ja sicher den ganzen Tag gedreht habt?
Ja, stimmt schon, ich hatte nie wirklich Freizeit, wir waren ja nur wenige Tage dort und haben den ganzen Tag gedreht, aber doch auch auf bekannten Pariser Straßen und in der Nähe des Eiffelturms. So hab ich wenigstens den und ein bisschen was von Paris aus der Nähe gesehen.
Wie lange hab ihr insgesamt gedreht?
So ungefähr 20 Tage.
In Ferien oder auch in der Schulzeit?
Das meiste wurde in Ferien oder an Wochenenden gedreht, ein paar Tage aber auch in der Schulzeit. Da hab ich ohne Probleme dafür frei gekriegt und sie haben mir auch geholfen, Schularbeiten und Hausübungen zu machen. Es lief ganz gut.
Ist Schauspielerin eine Berufsperspektive für dich?
Jetzt mag ich schauspielen sehr und Filme drehen. Vielleicht werde ich eine Schauspielerin? Ich hoffe es! Aber ich habe noch drei Jahre Schule vor mir.
War das schon immer dein Wunsch?
Nicht wirklich, ich hatte als kleines Mädchen nie den Traum, Schauspielerin zu werden. Als junges kleines Kind hab ich geturnt, so sechs oder sieben Jahre. Aber dann hab ich mich verletzt und so musste ich längere Zeit pausieren. Ja, und dann kam das zufällig mit dem Schauspielen in Filmen. Schon beim ersten Film hab ich mir gedacht, „wowh, ich mag das wirklich! Und das möchte ich gern weitermachen, obwohl ich nie gedacht hab Oh, my God!!!!“
Nur für Filme oder auch für Theater?
Oh, ich hab bei Amateurtheaterstücken mitgespielt, als ich so ungefähr neun Jahre war. Aber ich hab dann nach ein paar Jahren aufgehört, weil ich nicht singen kann.
Im Theater wird ja nicht immer gesungen?
Aber Musical ist Singen, Tanzen, Schauspielen und ich kann tanzen und spielen, aber eben nicht singen. Ja, stimmt, Theater mag ich, mach auch einige Kurse in der Schule. Das macht auch Spaß. Aber wenn ich die Wahl hätte zwischen Film oder Theater, würde ich Film bevorzugen.
Warum?
Weil ich lieber und besser mit meinem Gesicht spielen, meine Gefühle ausdrücken kann als mit dem ganzen Körper.
Reaktion von Geschwistern und Freund_innen?
Du lebst wo?
In Heemstede, das ist in der Nähe von Amsterdam und seeeehr ruhig. Ich bin in Amsterdam geboren, mit vier sind wir dorthin gezogen.
Wieder macht der Vater einen Einwurf: „Sie hasst es, weil es so langweilig ist.“
Nola: Iich möchte später wieder nach Amsterdam gehen.
Hast du Geschwister?
einen jüngeren Bruder und eine jüngere Schwester.
Wie haben die auf deine Filme reagiert?
Sie sind stolz auf mich und unterstützen mich.
Sind sie nicht auch ein bisschen eifersüchtig?
Nein, ich erinnere mich, als ich mich beworben hatte, hat mein kleiner Bruder gesagt: Du bekommst die Rolle sicher! Und dann als es soweit war, hat er gesagt: Ich hab’s dir ja gesagt!
Und wie war/ist die Reaktion in der Schule?
Meine Freundinnen und Freunde sind auch stolz auf mich, aber ich war ja nicht die erste. Eine gute Freundin ist auch Schauspielerin, sie hatte eine Rolle in einer US-Serie bekommen. So war’s in unserem Freundeskreis also nichts Neues.