Kiku

Konfetti-Reste, Spinnenarme und ein Glitzerkleber-„Unfall“

Was vielleicht aufs erste aussieht wie bunte Emmentaler-Scheiben hat gar nichts mit Käse zu tun, auch wenn hier in dieser kreativen Modewerkstatt dieses Modell intern „Käse-Kleid“ genannt wird. Sein Designer, der zehnjährige Leonard Taraba verrät dem Kinder-KURIER zu seinem Entwurf befragt: „Es ist mir nix durch den Kopf gegangen, sondern wir haben einfach die Rest‘ln von ausgestanzten Konfetti genommen und aufgepickt.“

Es ist einer von 65 Entwürfen, die derzeit realisiert werden. Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 21 Jahren haben für den diesjährigen Bewerb „Kids in Fashion“ rund 2000 Entwürfe eingeschickt. Rund fünf Dutzend der Designs aus Kinder- und Jugendhand werden jedes Jahr in Stoff – und so manch anderen Materialien – umgesetzt und bei einer abschließenden Gala im Herbst am Laufsteg vorgeführt – übrigens auch von Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen.

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Unfall, Spinne, und …

Lana Terdy (9) gesteht, ihr Glitzerkleid sei eigentlich eher aus einem „Unfall mit einem glitzer-Kleber“ entstanden. Sabina Aiubi (11) erzählt, dass ihre Entwürfe von ihren jeweiligen Stimmungen abhängen. Diesmal wählte sie dunkel und sogar eher gruselig. Ihren Kleid-Entwurf zieren so etwas wie Spinnenarme. Keine leichte Aufgabe für die Schneider_innen. Doch dann steht auf einmal Vanessa Dworschak, Modebloggerin und für die KiKu- und schauTV-Reportage auch Model in diesem Kleid hier in der Werkstatt. Die Spinnenarme – mit samtartigem Stoff umwickelte Drähte – sind an einem Halsband befestigt.

Mehr zu weiteren Entwürfen weiter unten in den Interviews mit den genannten und weiteren der jungen Modedesigner_innen. Die Co-Werkstättenleiterin Lena Pietsch spricht speziell über die Herausforderung, die ausgewählten Zeichnungen zu verwirklichen. Denn, so er Projektleiter und Kids-in-Fashion-Erfinder Leo Oswald, selbst Modekünstler, wie die Entwürfe umgesetzt werden können, „überlegen wir uns erst ganz spät“, bei der Auswahl der Jury spiele das keine Rolle, da gehe es ausschließlich um Kreativität und Originalität.

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In der Werkstatt

Ein Schulgebäude am Rande der Stadt, wenige Gehminuten von Niederösterreich entfernt. Die Schule in der Hoefftgasse (Wien-Simmering) ist leer und ruhig, aber aus dem Keller dringen fröhliche Stimmen in den Hof und Garten vor der Schule. Hier ist eine Außenstelle des Jugendzentrums am Leberberg beheimatet. Und doch treffen wir nur einige wenige Kinde rund Jugendliche. Diese Räumlichkeiten sind derzeit eine kunterbunte, kreative Werkstatt.

Hier schneidern Modeschüler_innen unter Anleitung von Profis insgesamt 65 kreative Kleidungsstücke. Viele sind tragbare Kunstwerke. Die Entwürfe dazu, von denen so manche den Vergleich mit berühmten Mode-Designer_innen nicht scheuen bräuchten, stammen von Kindern und Jugendlichen. Im mittlerweile 25. Jahr des Bewerbs Kids in Fashion der Wiener Jugendzentren sind rund 2000 Entwürfe auf den Tischen der fachkundigen, teils hochkarätigen, Jury gelandet. Das war Stufe eins des Bewerbs.

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Mehrstufig

Nun befinden wir uns in der zweiten Phase. Modeschüler_innen aus Wiener Schulen absolvieren hier ihre Praktika, um aus den Zeichnungen dreidimensionale tragbare Versionen zu schaffen.

Die dritte Phase ist angelaufen: Bis 10. September (2019) können sich Mädchen und Burschen zwischen 14 und 23 Jahren bewerben, um diese Outfits bei der Mode-Gala (12. Oktober), die Abschluss und Höhepunkt des Bewerbs bildet, vorzuführen. Den Wiener Jugendzentren ist übrigens wichtig, dass diese jungen Models nicht irgendwelchen Next-Top-Models entsprechen (müssen).

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Eindrücke

In einer Ecke liegen und stehen fast tonnenweise Stoffballen in unterschiedlichsten Farben, davor stehen Kleiderpuppen mit halbfertigen Kleidern, Röcken, Sakkos. Auf fahrbaren großen Kleiderständern wie sie aus Gewandgeschäften bekannt sind, hängen schon fertige und noch nicht ganz so weit gediehene „verrückte“ Kreationen. An allen möglichen Ecken und Enden liegen so manch schräge Teile, die Accessoires für Kleidungsstücke sind – etwa zwei große mit lila Filz überzogene Pappmaschee-Kugeln. Ein Aha-Erlebnis, denn auf dem Tisch liegt der Entwurf eines Kleides, das aussieht wie ein Eis-Stanitzel.

In einem der Räume stehen an der Fensterfront einige alte Industrie-Nähmaschinen die, so eine der Modeschülerinnen, nicht nur robuster sind, sondern viele Nähte auch exakter und fester nähen als Haushaltsmaschinen. Außerdem schwärmt sie darüber, dass Nähfläche der Maschine und Tisch auf einer Ebene sind, der Stoff damit besser zu führen sei.

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Hier unten geht es - in eigenen Beiträgen - zu den oben schon erwähnten Interviews mit jungen Modedesigner_innen, einer Werkstättenleiterin, einer Modebloggerin und an diesem Nachmittag Model sowie dem Erfinder und Projektleiter von Kids in Fashion.

Mode-Gala

12. Oktober 2019
Einlass: 18.30 Uhr – die Ausstellung der ausgewählten Entwürfe ist eröffnet
20 Uhr: Modeschau
Modegroßhandelszentrum: 1030, Modecenterstraße 22

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Hier der Beitrag von schauTV

gedreht von Carlo Toffolo

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Burschen und Mädchen zwischen 14 und 23 Jahren, die ausgefallene Modeentwürfe von Kindern und Jugendlichen am Laufsteg präsentieren wollen. Wer den Sprung auf den Catwalk schafft, wird bei einem Casting entschieden. „Mit Haarstyling und Make Up von Profis, spektakulären Outfits, familiärer Stimmung im ganzen Team und dem großen Auftritt am Laufsteg ermöglichen wir den Jugendlichen einen Star-Tag als Model“, so Leo Oswald, Modemacher und Projektleiter von Kids in Fashion.

Bewerbungen
Bis 10. September 2019
kidsinfashion@jugendzentren.at
oder per Snail-Mail (alter Post):
Verein Wiener Jugendzentren
1210, Prager Straße 20
KW (Kennwort): „Kids in Fashion“)

Mehr Infos:
www.jugendzentren.at/kids-in-fashion