Kiku

Kinder planen Städte um: Waldwege auf Hausdächern...

Zuhause, Heimat… - waren die meistgenannten Antworten auf die Frage „Was fällt dir als erstes ein, wenn du Wien hörst. Schreib nur ein einziges Wort.“ So lautete die zweite Aufgabe in den beiden parallel laufenden Workshops der Kinderuni Wien „schauen wir genau hin, der Ort an dem ich lebe“.

Die erste Aufgabe an einem der letzten Tage der diesjährigen, mittlerweile 17., Wiener Kinderuni war auf einem riesigen auf dem Boden liegenden Stadtplan das eigene Wohnhaus und Grätzel zu finden.

Alle Inhalte anzeigen

Wie klingt und riecht die Stadt?

In den beiden Stunden setzten sich die Jung- und Jüngststudierenden mit ihrer unmittelbaren Wohnumgebung aber auch ein bisschen der ganzen Stadt auseinander, wie sie riecht, welche Farbe einem als erstes dazu einfällt, wie sie klingt… Da reichte die Bandbreite von vielfach „Abgas“, mehrfach genanntem Grau bis auch mehrmals Grün und die häufigsten Geräusche waren ebenfalls jene von Autos. Bei den ersten Eindrücken blieb’s nicht.

Alle Inhalte anzeigen

Istanbul – Rotterdam - Wien

Erfunden wurde dieser Workshop unter dem internationalen Titel „Let’s look closely“ (Lasst uns näher/genauer hinschauen) von çocuk (auf Deutsch Kind) istanbul, einer Organisation für sogenannte informelle Bildung, also Lernen abseits von Schule. Im selben Setting wurde der Workshop nach der türkischen Millionenmetropole, der einzigen, die auf zwei Kontinenten liegt, auch schon in Rotterdam (Niederlande) durchgeführt. Und nun erstmals in Wien. Da soll er im Herbst im Kindermuseum Zoom wiederholt werden.

Alle Inhalte anzeigen

Zeichnen

Nach den ersten Eindrücken, die die Kinder auf verschiedenfärbige post-Ist schrieben und auf Plakate klebten, stand zeichnen auf dem Programm – und zwar die der eigenen Wohnumgebung. Manche, insbesondere Johanna, Leon und Nikolai fabrizierten sogar detailgenaue Stadtplan-Ausschnitte samt Straßennamen und Hausnummern. Die beiden zuletzt genannten Buben, beste Freunde, markierten dabei sogar das Haus ihres jeweiligen Freundes.

Verbesserungs-Vorschläge

Die letzte Phase des Workshops war Änderungs- und Verbesserungsvorschlägen gewidmet, die die jungen Neo-Stadtplaner_innen für ihr Wohnviertel vorschlagen – womit dieser Workshop sehr gut in den Themenschwerpunkt dieses Kinderuni-Wien-Tages passte, der der Partizipation, also Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen gewidmet war.

Jolanda plant einen neuen, zusätzlichen Zebrastreifen an einer dicht befahrenen Straße, um den sicheren Schulweg abzukürzen und nicht einen längeren Umweg in Kauf nehmen zu müssen. Oder eine Bücherbox – weil ja nicht überall eine Zweigstelle der Bücherei sein kann. Und über Bücherboxen, wo Menschen Bücher reinstellen und andere rausnehmen können, auch vermieden werden könnte, dass Bücher weggeworfen werden. Und es sollte mehr Radwege geben, dann könnte sie auch mit dem Fahrrad in die Schule fahren, auf der Straße sei es zwischen den Autos viel zu gefährlich. Einen Beachvolleyball-Platz würde sie auch planen.

Ronja, die in Korneuburg, einer kleinen Stadt nicht weit weg von Wien, wohnt, schlägt vor, Hauswände und Dächer zu begrünen, vielleicht auch zu bewalden. Außerdem könnte es dann zwischen den Dächern Brücken geben – für einen Waldspaziergang in luftiger Höhe. Zu ebener Erde wünscht sie sich mehr Erdwege statt betonierter oder asphaltierter Wege. „So kann das Wasser besser abrinnen…

Alle Inhalte anzeigen

Spannende Diskussionen

Zu den beiden Vorschlägen gab es auch spannende Diskussion mit sachlichen Fragen und Einwänden – wie ob die Dächer stark genug wären, Erde und Bäume auszuhalten. Schon zuvor, als es um Stadtplanung allgemein ging, hatte Johanna eingebracht, dass …

Zu kurz, zu wenig

Und dann war der Workshop aber leider auch schon zu Ende. Es bräuchte viel mehr Zeit – natürlich mit einer entsprechenden Pause. Am besten schon vor den Änderungswünschen, um überhaupt zu ergründen, was die Kinder in ihrer jeweiligen Wohnumgebung gerne auch noch tun würden. Denn so manche meinten spontan, es sei eh alles gut, wie es ist – um dann doch noch etwa zwischen Bäumen einen Spielplatz einzuplanen.

Cool wäre es auch, wenn künftig in solchen Workshops alle Kinder ihre Ideen den anderen vorstellen, damit der genauere Blick nicht nur im eigenen Grätzel hängen bleibt Und vor allem wäre es spannend, Kinder aus bisherigen Workshops anderer Städte zu Wort oder Zeichnung kommen zu lassen. So gab’s einleitend nur einen Gruß von Yonca aus Istanbul und die Bitte, über Zeichnungen weiter zu kommunizieren…

Geplant ist vorläufig aber nur eine virtuelle Ausstellung solcher Zeichnungen auf der Homepage des Projekts: https://letslookcloserthep.wixsite.com/theplaceilive#

Alle Inhalte anzeigen

Stationenspiele rund ums Mitmachen

Wann sollte denn die Schule deiner Meinung nach beginnen und wann enden. Rund um eine große aufgezeichnete Uhr saßen Kinder auf der Wiese im großen Hof des Uni-Campus, diskutierten und klebten grüne bzw. rote Punkte – für Beginn- und Endzeiten. 8 Uhr bekam schon so manchen grünen Punkt, aber vor allem konzentrierten sich diese auf die Zeit zwischen 9 und 10 Uhr, also deutlich späterer Beginn. Manche schlugen auch vor, den Unterricht in den Nachmittag und Abend zu verlegen.

In insgesamt 24 Stationen konnten die Jung- und Jüngst-Studierenden Wünsche, Ideen, Vorschläge einbringen. Bei manchen standen Quizfragen, die mit Mitbestimmung in Zusammenhang stehen, eine große Rolle – davon, wo auf der Welt es Demokratien gibt bis hin zu, in welcher Staatsform überhaupt Mitbestimmung möglich ist. Manche Spiele setzten auf Entscheidungen – was ist Typisch für Österreich? Oder welche drei Dinge würdet ihr auf eine einsame Insel mitnehmen? Andere bauten auf Fantasie – etwa wie sollte die „Bademattenrepublik“ ausschauen, gestaltet sein…

In einer anderen viel frequentierten Station schreiben die Kinderuni-Studierenden wo und was alles sie im Alltag mit Plastik zu tun haben – und in einem zweiten Feld, wie dieses und wodurch ersetzt werden könnte.

Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen

International

Bei dem Stationenspiel trifft der Kinder-KURIER auch auf Nica, Sonia, Mascha, Daniela, Diana und Stavio. Die sechs Kinder sind aus Winnytzja angereist. Diese Stadt, deutlich größer als Graz, liegt 254 km von Kiew entfernt. „Wir sind jetzt zwei Wochen in Wien, für die Kinderuni und für die KinderBusinessWeek“, erzählen sie dem Kinder-KURIER. „Deutsch ist unsere zweite Fremdsprache nach Englisch“ – und sind nach dem 3-Insele-Dinge schon wieder ins nächste Spiel eingetaucht.

Alle Inhalte anzeigen

Werkstadt Junges Wien

Seit Monaten läuft die Aktion „Werkstadt junges Wien“. In deren Rahmen konnten in rund 1300 Workshops mehr als 22.500 Kinder und Jugendliche ihre Ideen zum jetzigen und einem zukünftigen Wien äußern. Die wurden gesammelt, zu Themenblöcken zusammengefasst und sind die Basis für eine Kinder- und Jugend-Strategie der Stadt. Die wird rund um den 30. Geburtstag der Kinderrechtskonvention (20. November 2019) bei einer Kinderkonferenz vorgestellt und diskutiert. Der zuständige Stadtrat, Jürgen Czernohorszky hielt am Partizipationstag der Kinderuni die Eröffnungsvorlesung und bat die Jungstudierenden am Ende, auch hier noch Ideen, Vorschläge, Anregungen einzubringen. Während er am Ende der Lehrveranstaltungen Stempel in die Studienbücher drückte, klebten die Studentinnen und Studenten ihre auf Post-Ist geschriebenen Ideen auf zwei der Plakate der Werkstadt Junges Wien.

https://werkstadt.junges.wien.gv.at/site/ziele/

Follow @kikuheinz

Hier unten geht's dann zu einer Kinder-KURIER-Reportage über eine Junges-Wien-Werkstadt in einer Volksschulklasse

Alle Inhalte anzeigen