„Herr“lich witzige Macho-Demaskierung
Von Heinz Wagner
„Ich rieche wie eine 30-jährige Frau, die vor 15 Minuten aus der Dusche gekommen ist…“, sagt die aus der langen Schachtel entstiegene Stella dem noch nicht ganz 40-jährigen Mark. Der hat die hochmoderne Puppe Nr. 7 bei einem Wettbewerb der Herstellerfirma gewonnen – aufgrund seines Lebenslaufes und Motivationsschreibens.
Extrem menschenähnlich was Konsistenz der Haut, Muskulatur, kurz des ganzen Körpers betrifft. Sie ist aber auf mehr als auf Dienerin im Haushalt und Bett programmiert. Kann auf Gespräche eingehen. Und das im wahrsten Sinn des Wortes. „Ich bin darauf programmiert, auf meinen menschlichen Partner einzugehen, nicht dümmer, aber auch nicht gescheiter zu sein und das von ihm wissen zu wollen, was auch er mich fragt.“
Spiegel vorsprechen
Sie spiegelt ihn also. „Die Puppe“ von Miro Gavran, einem weltweit berühmten, nur bislang in Österreich viel zu wenig bekannten Autor, ist ein hochintelligentes und wirklich sehr, sehr witziges Macho-Demaskierungs-Stück. Seine heimische Erstaufführung erlebte es kurz vor dem Internationalen Frauentag im Theater-Center Forum (Wien-Alsergrund), Mitte April wird es beim Eggenburger Kulturfrühling (Niederösterreich) gespielt (Regie: Hubsi Kramar).
Ge-ni-ales Schauspiel
Adriana Zartl spielt diese Puppe, kein leichtes Unterfangen, ge-ni-al – als über weite Strecken glaubhafte Androidin – sowohl von den zwischen maschinell und menschlich angesiedelten Bewegungen als auch von der Sprache, einer deutlichen Weiterentwicklung diverser Navi-akustischer Ansagen, aber doch noch mit einer Spur Computerton.
Christian Strasser gibt glaubhaft den kürzlich von seiner langjährigen Freundin verlassenen Typen, der sich zunächst sehr über die Fähig- und Fertigkeiten seiner neuen Errungenschaft freut. Aber zu pendeln beginnt zwischen dem Checken, dass ihm doch echte Gefühle abgehen und der zunehmenden Genervtheit, dass ihm die künstliche Frau allein durch das Spiegeln immer stärker seine eigenen Defizite deutlich macht.
Begeisterter Autor
Der Autor, der in Zagreb auch ein eigenes Theater (mit-)leitet und schon etliche Aufführungen dieses vor acht Jahren geschriebenen Stücks in verschiedenen Sprachen erlebt hat, zeigte sich nach der Wien-Premiere in dem kleinen Theater im Alsergrund (geniales Bühnenbild auf der Mini—Fläche: Markus Liszt) gegenüber dem Kinder-KURIER sehr begeistert: „Nicht die künstliche Intelligenz, sondern das Mann-Frau-Verhältnis war für mich zentral. Und das haben die beiden Schauspieler_innen und der Regisseur wunderbar umgesetzt. Vor allem gab es so eine Einheit zwischen dem Spiel auf der Bühne und dem Publikum – das war wie ein Geist und eine Seele. Das ist etwas, was man am Theater immer haben möchte. Aber leider klappt das nicht immer sow wie es heute hier der Fall war. Das Publikum muss dafür emotional betroffen sein. Ich finde, ein Stück ist nur dann gut, wenn es unsere Emotionen trifft.“
Die Puppe
Komödie von Miro Gavran
Übersetzung: Tihomir Glowatzky
Theatercompany „Die Theaterküche“
Regie: Hubsi Kramar
Es spielen: Adriana Zartl, Christian Strasser
Bühnenbild: Markus Liszt
Maske: Coco Schober
Produktion & Kostüme: Carmen Wagner
Wann & wo?
Wien
Bis 28. März 2020
Theater-Center Forum/Saal 2
1090, Porzellangasse 50
Theatercenterforum -> Die Puppe
Niederösterreich
Im Rahmen des Eggenburger Kulturfrühlings
17. bis 26. April 2020
Lindenhofsaal: 3730 Eggenburg, Felberstraße
Telefon: (02984) 34000