Die Konzentration auf eine Farbe sorgt für intensive Eindrücke.
Eine einzige Zutat macht den Unterschied. Werden die vertrauten Krautfleckerl plötzlich mit rotem Kraut statt mit weißem zubereitet, ändert das mehr, als man auf den ersten Blick glauben würde. „Es beschert ein ganz neues Ess-Erlebnis, weil die Sinne neue Reize erhalten“, sagen Marlies Gruber und Eva Derndorfer.
Die beiden Ernährungswissenschaftlerinnen haben sich gefragt, welche Rolle Farben bei unserem Essen spielen. Klar – sie verweisen auf eine bunte Vielfalt und machen Speisen seit jeher attraktiver. Auf dem Teller findet sich seit jeher eine bunte Mischung verschiedenster Schattierungen.
Überraschend ist jedoch, dass sich diese Eindrücke intensivieren, wenn bewusst nur von einer Farbe gegessen wird. „Durch die saisonale Verfügbarkeit nimmt man die Jahreszeiten viel intensiver wahr. Aber es macht auch viel mit dem Gemüt“, wissen Gruber und Derndorfer. Violett wird etwa in der Farbpsychologie mit Extravaganz verbunden – und so können auch die bodenständigen, eher farblosen Krautfleckerln im Handumdrehen mit dem Hauch von Besonderem aufwarten.
Beim Blick auf rote Früchte oder Speisen assoziiert man dafür fast automatisch süß, fruchtig oder reif. Die Farbnuance Rosa steht wiederum für milde, zarte Süße. Kein Wunder, dass damit fast ausschließlich Süßes zubereitet wird – denken Sie nur an Himbeerschaum oder -topfen, Punschkrapferln, Zuckerwatte oder Eis.
Dass sich mit dem Genuss der richtigen Farbe sogar die Stimmung beeinflussten lässt, zeigte der Selbstversuch der Ernährungsexpertinnen. An einem grauen Herbsttag ein durch und durch gelbes Menü zu kochen, mache automatisch gute Laune. Das Menü könnte zum Beispiel aus Kürbis-Erdnuss-Suppe, Eierschwammerl-Soufflé und Sanddorn-Tiramisu bestehen. „Gelb ist eine erheiternde Farbe. Es wirkt leicht, glatt und weich.“
Die Farbe des Essens wirkt sich sogar auf die Wahrnehmung bestimmter Konsistenzen aus. Im Fall von Butter zeigte zumindest eine Studie: je gelber, desto weicher. Den Testpersonen wurden Butter-Proben, die sich nur in ihrer gelben Farbintensität unterschieden, bei Tageslicht sowie in einem dunklen Raum bei Rotlicht offeriert. Nur bei Tageslicht war die gelbe Farbe zu erkennen – die Tester fanden sie streichfähiger.