Splash! Vor 30 Jahren platschte das "Nirvana"-Baby in den Pool
Von Bernhard Praschl
Heute ginge das nicht mehr. Ein Baby auf einem Plattencover, ein "männliches". Und das ganz nackt und ohne schwarzen Balken. Zumindest in den USA. Denn dort löste das vor 30 Jahren erschienene Album "Nevermind" der Grunge-Rocker Nirvana durchaus heftige Kontroversen aus. Selbst ernannte Moralisten empfanden, das Foto würde Pädophilie verherrlichen. Die Kaufhauskette WalMart überklebte das kleine Ding in der unteren Bildmitte sogar mit einem schwarzen Sticker.
Aufgenommen hat das Foto mit Kirk Weddle ein Spezialist für Unterwasserfotografie. Er hatte den kleinen Auftrag von Robert Fisher, Art Direktor bei der Plattenfirma Geffen Records, übernommen. Die Idee zu dem Motiv hatte freilich mit Kurt Cobain (1967-1994) der Sänger und Gitarrist der Band. Sie überkam ihn beim Betrachten einer TV-Doku über Unterwassergeburten.
Kurt Cobain musste nur erst der Einfall mit der Unterwassergeburt ausgeredet werden. Ein Baby im Pool sollte doch als Eyecatcher genügen. Einfacher gesagt, als abgebildet. Vier Babys eines Schwimmkurses machen weder die Band noch den Fotografen glücklich. Gut, dass dieser mit den Elders eine Familie bei der Hand hatte, die vier Monate zuvor Nachwuchs bekommen hat. Vater Rick kümmerte sich bei Kirk Weddles Shootings manchmal um das Material und die Technik. Und Baby Spencer überzeugte einfach mit seinem Naturtalent, den Ereignissen auf der Welt mit offenen Armen entgegenzusehen.
Das "Baby" hat Kurt Cobain nie getroffen
Die Aufnahme hatte nur 15 Sekunden gedauert. Aber noch 30 Jahre danach gilt das Cover dieses zweiten Studioalbums von Nirvana als eines der bekanntesten der Musikgeschichte. Spencer Elden ist heute 30 Jahre und vier Monate alt und hat Kurt Cobain aufgrund seines frühens Todes nie getroffen. Dafür freut er sich nach wie vor über amüsante Kommentare auf einem Instagram-Account, die jetzt, zum 30-Jahr-Jubiläum von "Nevermind", wieder gehäuft eintrudeln. "I saw your willy!" ("Ich habe dein Spatzi gesehen"), grüßte vor einer Woche ein gewisser Floyd.