Leben/Reise

Ein Stück des Jakobswegs

H üft’s nix, (so) schodt’s nix. Die österreichische Redewendung kann man in vielen Bereichen des Lebens anwenden. Auch beim Pilgern. Früher wurde weit gewandert, um Sünden zu büßen, um Wunder geschehen zu lassen. Aber umsonst gab es die natürlich nicht, dafür musste man viele Kilometer zu Fuß hinter sich bringen, leiden, sich Blasen holen. Daran hat sich über die Jahre wenig geändert. Im Gegenteil: Es wird mehr gegangen denn je. Aber aus anderen Gründen. Viele suchen nicht nach Gott, sondern nach sich selbst.

Auch ich habe mich auf den Weg gemacht, bin mit dem Zug von Wien nach Krems, mit dem Bus weiter nach Furth bei Göttweig, um von dort nach Melk zu gehen. Diese Strecke zählt sicherlich zu einem der schönsten Abschnitte des österreichischen Jakobswegs und ist neunundvierzig Kilometer lang. Wer die Wanderung in (sehr ambitionierten) zwei oder drei Tagen absolvieren möchte, sollte ordentlich im Saft stehen. Aber da ja bekanntlich in der Ruhe die Kraft liegt, empfiehlt es sich, vier Tage für die Tour einzuplanen. So kann man sich abends durch die Weinkarte kosten, zwischendurch länger auf einem Bankerl sitzen bleiben und den Herrgott einen guten Mann sein lassen.

Am Anreisetag geht es rauf zum Stift. Der Weg durch Kellergassen und vorbei an Kapellen samt Aufstieg durch den Wald ist wunderschön. Oben angekommen, erstreckt sich die prunkvoll-barocke Anlage samt Museum. Diese Landmarke begleitet einen dann auch auf der ersten Etappe nach Maria Langegg. Die Strecke mit rund dreiundzwanzig Kilometern führt über zahlreiche sanfte Hügel, malerische Weinberge. Man kann den Ort Unterbergen über Mautern ansteuern, oder – wie mir vom langjährigen Hausherren des „Gasthaus zur Goldenen Krone“ Anton Burger beim Frühstück noch ans Herz gelegt wird – Mautern auslassen und dafür landschaftlich voll auf seine Kosten kommen, zwischen imposanten Lösswänden vorbei. Am Weg durch diese Schlucht mit Wänden bis zu zwölf Meter Höhe informieren Naturtafeln über besondere Pflanzenarten wie den Österreichischen Lein oder die Waldhyazinthe und immer wieder raschelt es am Wegesrand. Aber keine Angst, es sind nur aufgescheuchte Smaragdeidechsen, die die Flucht ergreifen.

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Kartause und Gutenachtbier

Nach zirka einer Stunde mit leichtem Anstieg hat man eine wunderschöne Rundumsicht auf die Wachau, immer wieder mit Blick auf Stift Göttweig. Der Weg führt einen weiter nach Unter- und Oberbergern, von wo man die Ferdinand-Warte ansteuert. Von dort sieht man, wie sich die Donau in die Landschaft eingeschnitten hat – ein Panorama von Rossatz im Westen, über Dürnstein, Ober- und Unterloiben, Stein, Krems, Mauternbach und Mautern bis Richtung Göttweig im Osten. Der beste Platz für eine Pause, bevor es weiter in Richtung Maria Langegg geht. Der kleine Ort im Dunkelsteinerwald hat eine bewegte Wallfahrtsgeschichte, die man sich am besten bei einer Führung von Mirjam Reschenhofer erklären lässt. So erfahren Interessierte spannende Details zur Errichtung der Kirche „Maria, Heil der Kranken“, die auf einem Hügel thront.

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Von Maria Langegg geht es am nächsten Tag über die Burgruine Aggstein nach Aggsbach Dorf, wo man der Kartause einen Besuch abstatten sollte. Abends kann man sich bei einem Gutenachtbier der Pension Haidn vom Besitzer alles über die Dreharbeiten zur Komödie „Ein wilder Sommer“ erzählen lassen, die unter anderem in der Gaststube gedreht wurde. Die letzte Etappe führt vorbei an einer sanften Hügellandschaft über das Schloss Schönbühel zum Stift Melk, wo man sich nach einer Führung in der Fußgängerzone mit Kaffee und Kuchen belohnen kann, bevor einen der Alltag wieder einholt.