Leben/Mode & Beauty

Victoria's Secret trennt sich für immer von seinen "Engeln"

Bei Victoria's Secret, dem wohl berühmtesten Lingerie-Label der Welt, stehen große Veränderungen an: Geschäftsführer Martin Waters verriet im Interview mit The New York Times, dass die Zeiten der Flügel-tragenden Models auf dem Laufsteg vorbei sind. Die "Engel", wie die Models jahrzehntelang genannt wurden, seien laut ihm "kulturell nicht mehr relevant".

Das Unternehmen will künftig nicht nur mit Laufstegschönheiten, sondern auch Künstlerinnen, Sportlerinnen und Aktivistinnen zusammenarbeiten. Es solle eine "Gruppe von Frauen sein, die die gemeinsame Leidenschaft haben, positive Veränderungen zu bewirken." Unter den neuen Gesichtern der Marke sind Schauspielerin Priyanka Chopra, Transgender-Model Valentina Sampaio und Fußballspielerin Megan Rapinoe.

Am Zeitgeist vorbeigerast

Die Bekanntgabe ist Teil einer längst überfälligen Neuausrichtung von Victoria's Secret. In den vergangenen Jahren war die US-Firma immer wieder in den Schlagzeilen. In den Achtzigern gegründet und in den Jahrzehnten darauf dank extravaganter Fashion Shows zum Kult geworden, schaffte Victoria's Secret nicht, mit dem Zeitgeist zu gehen. Während die Body-Positivity- und "Me Too"-Bewegung ein neues Lebensgefühl und Selbstbewusstsein schufen, setzte das Dessous-Label weiter auf extrem dünne, makellos wirkende Models.

Hinzu kamen Belästigungsvorwürfe und Frauenfeindlichkeit der Victoria's-Secret-Manager - und das Debakel war perfekt. Die Aktien schlitterten immer mehr in den Keller, in den Läden stapelten sich die unverkauften BHs.

Jetzt soll also alles besser werden. "Früher sah Victoria's Secret nur durch eine Linse. Und die hieß 'sexy"", sagte nun Geschäftsführer Waters. "Ich habe schon lange gewusst, dass wir diese Marke ändern müssen, wir hatten nur nicht die Kontrolle über die Marke, um dies tun zu können." Im Mai 2020 war die Übernahme des kriselnden Unternehmens gescheitert. Nachdem der umstrittene Chef Leslie Wexner dennoch sein Amt wie geplant niedergelegt hat, will man mit der Neuausrichtung retten, was noch zu retten ist.