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Professorin für Vakzinologie: „So sollen Covid-19-Erkrankungen verhindert werden“

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Als Professorin für Vakzinologie ist Ursula Wiedermann-Schmidt im Nationalen Impfgremium Österreich federführend und spricht gerne auch über ihre eigene Forschungen. Wir haben bei der Expertin nachgefragt, was bei den Covid-19-Teilimpfungen in unserem Körper geschieht und welche Maßnahmen wir setzen können, um uns gegen das Virus bestmöglich zu schützen.

Was geschieht nach den ersten beiden Teilimpfungen?

Wiedermann-Schmidt: Mit der ersten Teilimpfung wird zunächst die schnelle Bildung von kurzlebigen Plasmazellen, die vorwiegend Antikörper (IgM) gegen SARS-CoV-2 produzieren, hervorgerufen. Dann kommt die Bildung von länger und besser wirksamen Antikörpern (IgG). Gleichzeitig werden aber erstmals auch die T-Zellen aktiviert, die später eine spezifisch gegen SARS-CoV-2-infizierte Zellen gerichtete Abwehr vermitteln helfen. Die zweite Teilimpfung sollte innerhalb von drei bis vier Wochen nach der ersten Dosis erfolgen. Das steigert die Immunantwort dann auch über B-Gedächtniszellen. Sie werden im Falle eines weiteren Kontakts mit dem Virus sofort wieder aktiv. Zusätzlich wird die zelluläre Immunantwort gestärkt, die infizierte Zellen beseitigt. Auch hier kommt es zu einem ‚Gedächtnis‘.

Wie sehen Sie die Geschichte der Covid-19-Impfung?

Wiedermann-Schmidt: Die wissenschaftlichen Studien, die zur schnellen Verfügbarkeit wirksamer Vakzine gegen Covid-19 geführt haben, zeigen eine bis zu 95-prozentige Wirksamkeit in der Verhütung von per PCR-Test bestätigten Erkrankungen. Das ist ein großer Erfolg.

Waren manche Erwartungen in die Vakzine übertrieben?

Wiedermann-Schmidt: Man hat in den Studien die Häufigkeit von Erkrankungen unter Geimpften und Ungeimpften verglichen. Schnell hat sich dann aber herausgestellt, dass die Covid-19-Impfung nur einen Teil der Infektionen, viel besser aber schwere Erkrankungen verhindert. Das ist ähnlich wie bei den Viruserkrankungen FSME oder Polio, oder bei bakteriellen Krankheiten, wie Diphtherie bzw. Keuchhusten.

Die 3. Impfung gegen Covid-19 sollte jeder Mensch innerhalb von vier bis sechs Monaten nach der zweiten Teilimpfung bekommen.

Univ.-Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt
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Warum ist eine 3. Teilimpfung gegen Covid-19 notwendig?

Wiedermann-Schmidt: Die dritte Impfung gegen Covid-19 sollte jeder Mensch innerhalb von vier bis sechs Monaten nach der zweiten Teilimpfung bekommen. Wir haben in einer Untersuchung mit fast 300 Probanden – sowohl bei Menschen mit vollständig intaktem als auch mit einem geschwächten Immunsystem – nach drei bis vier Monaten eine Abnahme der Antikörper gegen SARS-CoV-2 gesehen.

Eine dritte Teilimpfung ist nötig, um die Immunantwort nochmals zu steigern; es kommt zu einem Anstieg bis Faktor 8. Selbst bei Personen, die nach zwei Impfungen noch keine schützenden Antikörper gebildet haben, kommt das in Gang. Drei Teilimpfungen sind übrigens bei den meisten Impfungen mit inaktivierten Vakzinen notwendig, zum Beispiel gegen FSME, Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Kinderlähmung.

Die 4. Covid-19-Impfung wird derzeit Risikopersonen und Menschen über 65 empfohlen. Wie kommt das?

Wiedermann-Schmidt: Bei diesen Menschen muss man von einer schwächeren Antwort auf Impfungen ausgehen. Weiters sehen wir immer neue SARS-CoV-2-Varianten, zum Beispiel Omikron. Je öfter die Antikörperbildung angeregt wird, desto breiter und gegen mehr Varianten von SARS-CoV-2 ist ihr Schutz. Andererseits hat sich gezeigt, dass die „Gedächtnisleistung“ des Immunsystems bei älteren Menschen oder Personen mit geschwächtem Immunsystem im Vergleich zu gesunden jüngeren Menschen deutlich schwächer bis kaum ausgebildet ist. Daher soll es durch die vierte Impfung „geboostert“ werden, damit Covid-19-Erkrankungen – besonders schwere Verläufe – längerfristig verhindert werden.

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