In drei Stufen zu altersfreundlichen und fürsorgenden Gemeinschaften: Das sind die Ergebnisse des EU-Projektes „Co-AGE“
Von Florian Lieke
Eine zunehmende Abwanderung der Jüngeren, eine alternde Bevölkerung und ein steigender Bedarf an Pflegekräften: Im ländlichen Raum der österreichisch-ungarischen Grenzregion liegen die Probleme mittlerweile klar auf der Hand. Sollte sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzen, droht die Lebensqualität der Älteren massiv zu sinken.
Aus diesem Grund entwickelte sich 2019 das österreichisch-ungarische Interreg-Projekt „Co-AGE – Institutionelle Zusammenarbeit zur Unterstützung seniorenfreundlicher und pflegender Gemeinden“. Die Ziele: das engere Zusammenarbeiten zwischen öffentlichen Einrichtungen und gemeinnützigen Organisationen, das Stärken von ehrenamtlichem Engagement und das Entwickeln seniorenfreundlicher Gemeinden.
Finanziert wurde das Projekt durch Fonds der Europäischen Union und nationalen Budgets. Projektpartner:innen wie die Diözese Graz-Seckau, das Berufsförderungsinstitut Burgenland und die Chance B Holding GmbH auf österreichischer Seite sowie die Evangelische Kirchengemeinde Sopron und die Stiftung der Evangelischen Kirchengemeinde Szombathely auf ungarischer Seite trugen außerdem zum Erfolg bei.
Nach dreijähriger Projektphase wurden bei einer Abschlusskonferenz am 5. Oktober 2022 nun die Hauptergebnisse vorgestellt.
In drei Stufen zu altersfreundlichen und fürsorgenden Gemeinschaften
Im Wesentlichen lassen sich Vision und Errungenschaften des Projektes in drei Stufen einteilen und zusammenfassen:
1. Aufbau eines grenzüberschreitenden und nachhaltigen Netzwerkes
Der Aufbau eines grenzüberschreitenden und nachhaltigen Netzwerkes ist Dreh- und Angelpunkt der gesamten Aktion. Die Projektpartner:innen, also Gemeinden, Pfarren und Initiativen, fungieren dabei als wichtige Anlaufstelle für die Bevölkerung – sowohl für all jene, die Angebote in Anspruch nehmen wollen als auch diejenigen, die selbst aktiv werden möchten. Freiwilligenarbeit spielt zum Erreichen der Ziele nämlich eine wesentliche Rolle und wird durch attraktive Rahmenbedingungen gefördert. Ob Weiterbildungen, Studienreisen oder Versicherungsschutz: Wer sich freiwillig im Projekt „Co-AGE“ engagiert, darf sich über zahlreiche Vorzüge freuen.
2. Ausbildung von Vertrauenspersonen
Um die Menschen in der österreichisch-ungarischen Grenzregion auf die Angebote aufmerksam zu machen, werden sogenannte „Vertrauenspersonen“ ausgebildet. Als Informations- und Kommunikationsdrehscheibe in ihrer Gemeinde machen Vertrauenspersonen die Betroffenen und deren Umfeld über rechtliche Rahmenbedingungen und lokale Pflegeangebote aufmerksam. Sie agieren somit als Botschafter:innen des Projektes und stehen im engen Verhältnis zu den Gemeindemitgliedern.
3. Entwicklung von Social-Media-Lösungen
Social Media ist nur etwas für die Jüngeren und dient lediglich zum Zeitvertreib? Falsch gedacht! Besonders in ländlichen Regionen, wo Distanzen meist größer sind und der öffentliche Nahverkehr noch Optimierungsbedarf aufweist, eignen sich soziale Netzwerke perfekt, um alle Gemeindemitglieder zu erreichen. Deshalb wurden im Rahmen des Projektes diverse Social-Media-Lösungen wie die „virtuellen Dorfplätze“ entwickelt. Auch hier spielen die Vertrauenspersonen wieder eine wichtige Rolle, da sie die Bevölkerung mobilisieren, bilateral vernetzen und die Kommunikation koordinieren.
Aktivitäten und Maßnahmen tragen Früchte
Auf beiden Seiten der Grenze haben die Projektpartner:innen aus der Oststeiermark, dem Burgenland und Ungarn die Projektvision erfolgreich umgesetzt. Durch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der eingebundenen Akteur:innen wurde schließlich ein sich selbst tragendes, aktives, innovatives und gemeinsames Netzwerk der fürsorgenden Gemeinschaften etabliert. So konnten bereits erste Projekte wie der Seniorentanz in Sopron und Lövő, der Hilfekreis in Kétvölgy und Orfalu oder das Einrichten einer technischen Hotline für Senior:innen und Vertrauenspersonen erfolgreich realisiert werden. Eine Übersicht bisheriger Projektergebnisse finden Sie hier.
Mit dem Abschluss des Projektes wurde ein wichtiger Meilenstein gesetzt, der nicht nur die Menschen an der österreichisch-ungarischen Grenze ermutigen soll einen Fokus auf altersfreundlichere und fürsorgende Gemeinden zu legen. Auch in anderen Gegenden innerhalb der EU lassen sich schließlich ähnliche Tendenzen und Entwicklungen erkennen. Das Interreg-Projekt „Co-AGE“ ist somit ein perfektes Vorzeigeexemplar und kann jederzeit auf andere Regionen übertragen werden.
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