Wiener Betriebe suchen händeringend nach Technikern
Von Bernhard Ichner
Junge Menschen mit einer technischen Ausbildung haben gute Aussichten auf einen Job. In den nächsten drei bis fünf Jahren suchen Wiens Unternehmer insgesamt 12.400 Techniker. Das ergab die Bildungsbedarfsanalyse, die im Auftrag der Wirtschaftskammer alle zwei Jahre durchgeführt wird.
Dafür, betonen Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck und Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ), müsse der Bund – sprich: die nächste Bundesregierung – entsprechende bildungspolitische Weichen stellen und mehr in Schulen und Ausbildungsplätze investieren.
Laut der unter 1000 Unternehmen durchgeführten Befragung von Makam Research werden vor allem Informationstechniker bzw. Informatiker oder Elektrotechniker gesucht. Bedarf besteht dabei an Absolventen aller Ausbildungswege – also Lehre, HTL, Fachhochschule oder Universität. Vor allem mit der HTL sind 31 Prozent der Betriebe zufrieden.
Wünsche an den Bund
Fast ein Viertel der Befragten will in den nächsten Jahren mehr HTL-Absolventen aufnehmen. Ein Fünftel beklagt jedoch ein zu geringes Angebot. Zulegen wird auch die Nachfrage nach HAK, AHS und Uni- bzw. Fachhochschul-Absolventen.
Auch die Lehre ist kein Auslaufmodell: 27 Prozent jener Firmen, die bereits jetzt ausbilden, wollen in den kommenden Jahren mehr Lehrlinge – insgesamt rund 1.800 – aufnehmen. Vor allem die Branchen Tourismus und Gastronomie, Bauwesen oder Technik suchen entsprechende Bewerber. Beklagt wird zum Teil jedoch das Bildungsniveau der Kandidaten. Dieses habe sich zuletzt verschlechtert.
Kritisch wird dementsprechend auch die Polytechnische Schule oder die Fachmittelschule gesehen. Hier klagten zwei Drittel der Firmen über das ihrer Ansicht nach niedrige Niveau der Absolventen. 43 Prozent der Unternehmen würden für das 9. Schuljahr eine Kombination von Schul- und Berufsausbildung bevorzugen.
Generell wird mehr Praxisbezug gefordert, betont Ruck. Er bekräftigt den Wunsch nach einem Pflichtfach „Wirtschaft“ und fordert, die Ausbildungsreife von Schulabgängern sicherzustellen. Czernohorszky wünscht sich vom Bund einmal mehr einen HTL-Ausbau in Wien. Immerhin werde die Gruppe der 15- bis 19-Jährigen in Wien in den nächsten Jahren um rund 10.000 Jugendliche wachsen.
Digitalisierungsoffensive
Was die Stadt von sich aus bereitstellen könne, werde bereitgestellt, betont Czernohorszky. "Wien ist eine wachsende Stadt. Darum haben wir allein in den vergangenen fünf Jahren 530 neue Klassen im Pflichtschulbereich geschaffen."
Gemeinsam mit dem Finanzstadtrat Peter Hanke habe Wien zudem eine Digitalisierungsoffensive in den Schulen gestartet, in Zuge derer alle Berufsschulen, Polys und Mittelschulen mit leistungsfähigen WLAN ausgestattet wurden. "Dafür investieren wir insgesamt 40 Millionen Euro bis 2022. Darüber hinaus testen wir auch neue Anwendungs- und Lernmöglichkeit. Mit dem Wiener Bildungsserver und dem BildungsHUB der Bildungsdirektion haben wir zwei sehr gute Anlaufstellen für alle interessierten Lehrer."
Die letzten Bildungsstandard-Erhebungen sieht der Ressortchef als Bestätigung. Hätten sie doch gezeigt, "dass ein genaues Hinschauen auf die Leistungen der Schüler und eine gezielte Schulentwicklung einen Unterschied machen können: Gerade die Kinder aus Arbeiterhaushalten oder mit anderer Muttersprache haben ihre Ergebnisse verbessert, die Risikogruppen schrumpfen." Das sei das Ergebnis "harter Arbeit der Lehrkräfte vor Ort und von gezielter Schulentwicklung auf Basis wissenschaftlich fundierter Rückmeldungen an die Schulen".