Chronik/Wien

Stadtpark Atzgersdorf eröffnet mit Gedenken an eine Mörderin

Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky und Planungsstadträtin Ulli Sima (beide SPÖ) waren beide bei der Eröffnung des Stadtparks Atzgersdorf richtig aufgekratzt. Die Inbetriebnahme des Wasserspielplatzes endete damit, dass Czernohorszky mit voller Begeisterung mit seinen Anzugschuhen in die Lacke stieg und Sima über ihr mit Wasserflecken gesprenkeltes Kleid lachte.

Tatsächlich ist der Park, der an der Ecke Gerbergasse/Breitenfurter Straße zu finden ist, wirklich gelungen. Wenn man durch das 27.000 m2 große Areal schlendert, entdeckt man an fast jeder Ecke etwas Neues: Diverse Spielgeräte, Hängematten, einen Ruhebereich mit Liegen und einen eigenen Abgang zum Liesingbach.

Anders als in anderen neu eröffneten Parks, müssen die Bäume nicht erst wachsen. „Der Altbaumbestand ist hier etwas ganz Besonderes“, sagt Bezirksvorsteher Gerald Bischof (SPÖ). Rund 300 Bäume gibt es, 26 davon wurden neu gepflanzt. Schatten gibt es also genug. Das vom Bezirk ersehnte Ausflugslokal ist dafür noch nicht, verwirklicht, aber es „laufen vielversprechende Gespräche“, so Bischof.

Denkmal für Theresia Kandl

Neben dem Parkeingang auf der Breitenfurter Straße findet sich noch eine andere Besonderheit: Ein Denkmal erinnert an Theresia Kandl. Die 1785 in Atzgersdorf geborene Frau wurde im Alter von 23 zum Tode verurteilt, weil sie ihren Ehemann mit einer Axt erschlagen hatte. Als erste und einzige Frau wurde sie an der Hinrichtungsstätte „Spinnerin am Kreuz“ am 16. März 1809 öffentlich gehängt – angeblich war das ein großes Publikumsspektakel.

Warum einer Mörderin ein Denkmal gesetzt wurde, ist nicht ganz klar. Es könnte, so lauten die Gerüchte, daran gelegen haben, dass Kandl außergewöhnlich schön war. Außerdem dürfte ihre Familie reich gewesen sein – und sie zudem unter der Gewalt des Gatten gelitten haben. Die Wahrheit liegt in der Vergangenheit begraben.

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Fest steht hingegen, dass Kandl auch eine Rolle beim „1. Liesinger Kulturfrühling“ spielen wird, der am 13. Mai von 13 bis 21 Uhr im Stadtpark Atzgersdorf über die Bühne gehen wird. Neben Riesenseifenblasen-Shows, Mitmachkursen für Erwachsene und Kinder und einer Austropop-Revue tritt auch das Ensemble des Theater Fink auf. Gezeigt werden Ausschnitte aus dem Stück „Abschiedslied der zum Tode verurteilten Theresia K. oder Als Resi ’s Hackl zur Hülf’ holte“. Die Aufführung beginnt um 15.15 Uhr.

Beim Besuch am Wasserspielplatz sollte man die Anzugschuhe aber zu Hause lassen. Außer man ist so gut aufgelegt wie Czernohorszky bei der Eröffnung. Dann sagt man auch noch mit durchtränkten Socken fröhlich: „Ach egal, das ist ja nur Wasser.“