Chronik/Wien

Abstimmungen, bei denen es um gar nichts geht

Pünktlich bevor uns die dritte Hitzewelle dieses Sommers erreicht, hat die Stadt etwas Besonderes für uns entwickelt: einen Aufsatz, der aus Hydranten Sprühnebelduschen macht. Eine solche gibt es jetzt am Praterstern.

Und dafür sucht die zuständige Stadträtin Ulli Sima nun einen Namen. Zur Auswahl stehen: „Wienchill“, „Wienbrise“, „Sommerspritzer“ und „Regenbogenmaschine“. Abstimmen kann man hier.

Ich bin ja eine große Anhängerin solcher Abstimmungen, bei denen es um nichts geht. Zwar interessiert niemanden, was die Wienerinnen und Wiener grundsätzlich von dieser Aktion halten (Geldverschwendung? Wasserverschwendung? Echter Klimaschutz?), dafür wird uns Teilhabe am demokratischen Prozess suggeriert, indem wir über den Namen dieses Dings entscheiden dürfen.

Das ist auch bei unserer neuen „Duft-U-Bahn“ ähnlich. Ob die wirklich besser riecht oder im schlimmsten Fall sogar Allergien auslöst, wissen wir (noch) nicht, dafür können wir vorerst einmal am „Duft-Voting“ teilnehmen. Und wenn Grüner Tee und Grapefruit zur Auswahl stehen, wähle ich natürlich Grüner Tee und Grapefruit.

Bis morgen, 8 Uhr, dürfen wir sogar darüber abstimmen, welchen Namen das sehr süße neue Elefantenbaby im Tiergarten Schönbrunn tragen soll: Dunia, Kibali oder Phinda. In den sozialen Netzwerken gab es allerdings schon Aufregung, weil „Babsi“ nicht zur Auswahl steht.

Weil ich diesem populistischen Zugang durchaus etwas abgewinnen kann, möchte ich noch eine Abstimmung über die Farbe der Wiener Mistkübel ins Treffen bringen. Unlängst habe ich nämlich bemerkt, dass jemand den Mistkübel beim Nestroy-Denkmal in der Praterstraße gold lackiert und mit dem Logo der 48er besprüht hat.

Weil das super ausschaut und jedenfalls als Street Art durchgeht, plädiere ich dafür, alle Mistkübel in Wien gold lackieren zu lassen. Und ich habe auch schon Namen für die Abstimmung parat: Goldie (weg)Hawn, Gold-Mülldaille oder Gold-Dinger.

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Ab sofort kommentieren Christoph Schwarz und Julia Schrenk an dieser Stelle regelmäßig Amüstantes, Skurriles und manchmal auch Nachdenkliches, das (wahrscheinlich) nur in dieser Stadt passiert.

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