Chronik/Wien

Nightwalk: Illuminiert auf dem Gürtel

Böse Zungen behaupten, er ist wie das Donauinselfest.

Nur cooler.

Seit 21 Jahren markiert der Gürtel Nightwalk das Ende des Sommers und stimmt die Wienerinnen und Wiener auf den Ernst des Lebens ein. Der beginnt ja bekanntlich im Herbst. Seit dem ersten Jahr seines Bestehens – 1998 – findet das Musikfest unter freiem Himmel am letzten Wochenende im August statt.

Dann ziehen die Gäste von Lokal zu Lokal in den ehemaligen Stadtbahnbögen zwischen Alser- und Thaliastraße. Für den Verkehr ist der Gürtel dann in bestimmten Abschnitten gesperrt. Die Menschen sitzen draußen in den Schanigärten und lauschen den Bands, die auf den Open-Air-Bühnen spielen (siehe Infobox unten).

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Der Gürtel Nightwalk ist ein Vorzeige-Kulturevent. Nicht nur, weil es die Lokalgrößen – Chelsea, Ritz, B72, Café Carina und wie sie alle heißen – entlang der Partymeile zusammenbringt, sondern auch, weil den Wienerinnen und Wienern die meistbefahrenste Straße der Stadt einmal von einer anderen Seite gezeigt wird.

Im Gespräch war der Gürtel immer. Aber sicher nicht wegen seines kulturellen Angebots.

Der andere Ring

Die 14 Kilometer lange Straßenstrecke wurde im späten 19. Jahrhundert gebaut. „Ringstraße für den kleinen Mann“ wurde sie damals genannt. Wer schärfer artikulieren wollte – oder will – nennt ihn den „Ring des Proletariats“.

Zwischen 1919 und 1933 errichtete die Stadt dort 380 Gemeindebauten, die meisten am Margaretengürtel. Spätestens in den 1970er-Jahren erlangte der Gürtel durch Rotlicht-Lokale zweifelhafte Berühmtheit, ehe es in den 1990er-Jahren zum sogenannten „Mittelstreifen-Revival“ kam: In den ehemaligen Stadtbahnbögen zwischen den Bezirken siedelten sich Abendlokale an.  Das Chelsea zum Beispiel, das B72, das Ritz. Heute sind die drei Lokale die längstdienenden dort.

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In den vergangenen 15 Jahren entstand am Gürtel vor allem eine bei Studentinnen und Studenten beliebte Partyzone mit billigen Drinks und lauter Musik.

LED für die Sicherheit

Für die vielen Nachtschwärmer hat die Stadt jetzt die U6-Stationen entlang des Gürtels nachgerüstet. Statt der alten Lampen wurden 486 helle LED-Leuchten installiert. „Niemand soll am Heimweg am Abend ein mulmiges Gefühl haben“, sagte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ).

Die grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein sieht das ähnlich: „Mir ist es wichtig, dass sich die Menschen im öffentlichen Raum wohlfühlen“, sagt sie. Seit der Gürtel eine Ausgehmeile ist, würde er nicht mehr als Barriere wahrgenommen werden, sagt Hebein.

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Kein Hotspot

In Sachen Sicherheit entwickelt sich der Gürtel laut Polizei jedenfalls gut. Zwar komme es im Bereich der Öffis öfter zu Polizeieinsätzen – einfach, weil dort sehr viele Menschen unterwegs sind. Der „Hotspot U6“, wie es Polizeisprecher Patrick Maierhofer nennt, bestehe aber „schon seit mehreren Jahren nicht mehr“. Das Problem mit dem Drogenhandel entlang der U6-Stationen habe man in den Griff bekommen. Polizeieinsätze dort werden nicht mehr statistisch festgehalten.

Wer am Samstag beim Nightwalk einen Platz ergattern will, sollte übrigens rechtzeitig da sein. 20.000 Menschen werden erwartet.

Am 31. August findet ab 20 Uhr in den Gürtel-Lokalen zwischen Thaliastraße und Ottakringer Straße der 22. Gürtel Nightwalk statt. Im Zentrum stehen die vier Open-Air-Bühnen bei den Lokalen Loop (u. a. Good Wilson), B72 (u. a. Yokohomo), Chelsea (u. a. Strandhase) und Rhiz (u. a. Dun Field Three).

Insgesamt gibt es 60 Acts, die Bandbreite reicht von DJs über Gitarrenbands zu experimentellen Klängen.  Die Eröffnung findet um 18.30 Uhr im Café Carina (u. a. mit Gebrüder Moped) statt.