So soll der Wiener Esterházypark künftig die Stadt kühlen
Unerträgliche Hitze ist momentan zugegebenermaßen nicht das erste, das einem zum Thema Wetter einfällt; doch der nächste Sommer kommt bestimmt. Und das wohl wieder mit voller Härte, sofern sich der langfristige Trend fortsetzt.
In Wien war der Sommer 2019 der heißeste der Messgeschichte und auch die Zahl der Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad lag mit 36 weit über dem langjährigen Mittel.
Um dem Aufheizen der Stadt entgegenzuwirken, soll der Esterházypark in Mariahilf nun zum ersten "Cooling Park" Wiens umgebaut werden.
Die Pläne dafür präsentierten Umweltstadträtin Ulli Sima und Mariahilfs Bezirksvorsteher Markus Rumelhart am Montag im Haus des Meeres. Und das mit sichtlichem Stolz: So etwas habe die Stadt vorher noch nicht gesehen, meinte Sima einleitend.
6 Grad kühler
Kernpunkt der Umgestaltung des 10.600 Quadratmeter großen Areals zwischen Schadekgasse und Gumpendorfer Straße ist die Errichtung eines 30 Quadratmeter großen "Coolspots" (siehe großes Bild).
Dieser kreisrunde und begehbare Aufenthaltsort aus drei Stahlringen mit Nebeldüsen soll im Wechselspiel mit Beschattung von oben und Bepflanzung an den Seiten die Umgebungstemperatur um bis zu 6 Grad abkühlen.
Am Ende soll sich der Coolspot wie ein "grünes Haus" anfühlen, erklärt Lisa Maria Enzenhofer vom ausführenden Designbüro Breathe Earth Collective. Die Vorgabe sei dabei gewesen, die gefühlte Temperatur nicht über 29 Grad steigen zu lassen.
Doch nicht nur der Coolspot ist auf Temperaturverringerung ausgelegt, die gesamte Umgestaltung des Parks hat ein angenehmeres Mikroklima zum Ziel.
So werden bisherige Beton- und Asphaltflächen durch neue Bäume und Beete entsiegelt. Zusätzlich zum Coolspot werden zwei "Klimabäume", zwei Nebelduschen mit einem Durchmesser von bis zu 2,20 Meter, installiert. Auch neue Bänke und Stühle wird es geben.
Der Umbau des Parks soll spätestens im September 2020 abgeschlossen sein, zumindest in Teilen ist die Eröffnung für den Sommerbeginn avisiert.
Park und Wissenschaftsprojekt
Diese Kombination aus Erholung und zusätzlichem Grünraum ergebe einen "großen Mehrwert für Mariahilf", freute sich Bezirksvorsteher Rumelhart bei der Präsentation entsprechend. Wie auch über die wissenschaftliche Begleitung des Projekts.
Denn die Effekte der Umgestaltung wurden nicht nur im Vorfeld simuliert, auch nach Fertigstellung wird das Projekt zwei Jahre lang von einem interdisziplinären Team begleitet - und gegebenenfalls optimiert. Teil des Teams ist etwa auch eine Soziologin, um auch die Annahme der Umgestaltung durch die Besucher zu evaluieren.
Angestoßen wurde das Projekt durch den Bezirk, Rumelhart betonte jedoch die hervorragende Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Projektteam und nicht zuletzt dem in der Mitte des Parks thronenden Haus des Meeres (HdM).
Denn auch die Kosten der eine Million Euro teuren Umgestaltung teilen sich Stadt, Bezirk und Haus des Meeres zu jeweils einem Drittel. HdM-Geschäftsführer Hans Köppen sieht im "Esterházypark neu" eine perfekte Ergänzung zu der im Herbst errichteten "Grünen Wand" an der Fassade des ehemaligen Flakturms.
Mit dem Esterházypark ist es aber nicht getan, wie Sima am Rande der Präsentation betonte. Ihr "erklärter Schwerpunkt" sei weiterhin der Kampf gegen die Hitze, darum werde die Stadt auch im kommenden Jahr Projekte der Bezirke zur Abkühlung mit insgesamt 2,3 Millionen Euro fördern - von Fasadenbegrünungen bis hin zu Nebelduschen und Trinkbrunnen.
Außerdem fließen 8 Millionen Euro in neue Bäume. Zwar hat Wien einen mit 53 Prozent hohen Grünraumanteil, doch der Großteil davon befindet sich am Stadtrand.
Den Bedarf innerstädtischen Grünraums zeigt auch die aktuell laufende Bezirksumfrage des KURIER: In Mariahilf gaben satte 77 Prozent der Befragten an, mehr Grünanlagen wären ihnen sehr wichtig.