Makrophyten-Plage in der Neuen Donau: Kampf dem Krausen Laichkraut
Von Julia Schrenk
Jeder und jede, der in der MA 45 ein Mähboot fahren kann, fährt. „Sogar die Akademiker sitzen drauf“, sagt Gerald Loew. Dass der Chef der MA 45 (Wiener Gewässer) nun die Akademiker und Akademikerinnen vom Bürojob abzieht und zum Außendienst auf ein Mähboot setzt, hat einen triftigen Grund: das krause Laichkraut – das neuerdings sein Unwesen in der Neuen Donau treibt.
Bisher verhielt sich das Krause Laichkraut, eine in der Neuen Donau angestammte Unterwasserpflanze, völlig unauffällig. Es wuchs zwar, aber nicht übermäßig. Die anderen Pflanzen hielten es in Schach, das Laichkraut selbst erledigte seinen Job: die Aufrechterhaltung der Wasserqualität.
Doch seit drei Wochen ist die Situation eine gänzliche andere: Das Krause Laichkraut in der Neuen Donau hat sich massenhaft vermehrt. Pro Tag wächst es bis zu 10 Zentimeter. Mittlerweile treibt ein dichter Teppich aus Pflanzen auf der Wasseroberfläche. So dicht, dass die MA 45 nicht einmal mit dem Motorboot mit seinen 120 PS durchkommt.
Neu ist das Problem mit den Unterwasserpflanzen – den sogenannten Makrophyten – in Wien nicht. Nur: Bisher erstreckte sich die Problemzone ausschließlich auf die Alte Donau. Dort wuchert vor allem das Ährige Tausendblatt. Und zwar seit 2015. Damals begann es, sich „explosionsartig“ zu vermehren, sagt Loew.
Drei Jahre später musste sich die Stadt vorhalten lassen, zu wenig gegen den Pflanzenwuchs im Wasser zu tun. Tretboote kamen nicht mehr voran, Schwimmerinnen und Schwimmer verhedderten sich. In der Folge stellte die Stadt ihr Mähmanagement um: statt wenige große Mähboote setzte man von nun an auf mehrere kleine, die sogenannten „Amphibienboote“.
Schneider und Sammler
Acht von diesen Mähbooten sind derzeit auf der Neuen Donau im Einsatz – mit vier Begleitbooten. Die Mähboote unterteilen sich in Schneider und Sammler – je nachdem, welcher Aufsatz auf das Mähboot montiert ist. Die Schneider zwicken das Krause Laichkraut ab, die Sammler schieben es mit riesigen Rechen zusammen und verfrachten es auf die Floße, die die „Nachsorger“ lenken.
Von Montag bis Freitag starten die Mähboote derzeit um 6 Uhr früh und mähen bis 15 Uhr; vergangenes Wochenende wurde gemäht, dieses Wochenende muss gemäht werden – genauso wie am Feiertag. „Damit man die Neue Donau weiterhin benutzen kann“, sagt Loew.
Die ungefähr 30 Hektar große Ruderstrecke ist nun wieder einsatzbereit, es folgen die FKK-Strände und der nördliche Abschnitt bis zur Praterbrücke. „Wir sind schon relativ weit“, sagt Loew. Aber, so ehrlich müsse man sein, alles werde man nicht schaffen. „Leider“.
Nicht einmal mit dem Maschinenring, den man jetzt zu Hilfe holt.
Klimawandel
Damit die Stadt dem Problem dauerhaft Herr werden könnte, bräuchte sie das Dreifache an Kapazitäten, sagt Loew. Und schon jetzt verschlingt das Mähen der Unterwasserpflanzen pro Jahr eine siebenstellige Summe an Geld.
Grund für den Wildwuchs in der Neuen Donau ist übrigens – wie auch beim wuchernden Ährigen Tausendblatt in der Alten Donau – der Klimawandel: Die Hochwasser, die normalerweise im Frühling stattfinden und so das Pflanzenmaterial ausspülen, verlagern sich immer öfter in den Sommer.
Das Krause Laichkraut, eine Frühlingspflanze, konnte sich also im Vorjahr ungeniert vermehren, denn Hochwasser in der Neuen Donau gab es nur an drei Tagen im Juli, erklärt Hydro-Botanikerin Karin Pall.
Ob die Neue Donau als Naherholungsgebiet der Wienerinnen und Wiener so auf Dauer erhalten werden kann, ist fraglich. „Aber wir werden alles tun, damit die Neue Donau weiterhin nutzbar bleibt“, sagt Loew.