Chronik/Wien

Krankenhaus Nord: Billige Wanne, teures Nachspiel

Sie ist eines der großen Mysterien rund um den Bau des Krankenhauses Nord: die sogenannte Weiße Wanne, die das Spital vor Grundwasser schützen soll. Dem KURIER vorliegende Gutachten legen nahe, dass diese Wanne – entgegen anders lautender Aussagen des Krankenanstaltenverbundes ( KAV) – nie gebaut wurde. Der KAV dürfte eine günstigere Variante beauftragt haben – die ihm noch Probleme bereiten könnte.

Zur Erklärung: Die Kellergeschoße des neuen Spitals liegen teilweise unterhalb des Grundwasserspiegels. Sie müssen daher abgedichtet werden. Der KAV sprach in diesem Zusammenhang laufend von einer Weißen Wanne. Dabei handelt es sich um ein wasserundurchlässiges Betonbauwerk. Porr-Chef Karl-Heinz-Strauss bestritt im Dezember vor der U-Kommission allerdings, dass eine solche gebaut wurde. Vier Gutachten bestätigen nun diese Darstellung.

Baukosten sparen

Demnach habe es der KAV verabsäumt, in der Bauausschreibung Anforderungen zu definieren, die ein Bauwerk in der Qualität einer Weißen Wanne erwarten lassen können. „Erste Angaben hinsichtlich etwaiger Anforderungsklassen“ seien „erst nach Fertigstellung des Rohbaukörpers“ ergangen, heißt es in einer der Expertisen.

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„Aus den Gutachten ergibt sich eindeutig, dass nie eine Weiße Wanne geplant war. Wohl um Baukosten zu sparen, wurden wesentliche Richtlinien, die die Dichtheit erhöhen, ignoriert“, kritisiert ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec.

Laut einem weiteren Gutachten wurde die Alternativvariante „zwar in durchschnittlicher bis überdurchschnittlicher Qualität“, ausgeführt, allerdings mit „kleinen örtlichen Mängeln“. Wer die Kosten für Nachbesserungen tragen muss, sei vertraglich aber nicht fixiert worden. Das könnte dem KAV noch teuer kommen: Denn „Fehlstellen, Feuchtigkeitsstellen und Risse“ seien bei derartigen Abdichtungen unvermeidbar, heißt es weiter. Solche Risse hatten schon einmal für Aufregung gesorgt (siehe Kasten). Laut Rechnungshofbericht besteht weiterhin das Risiko, dass sie wieder auftreten.

Angst vor Schimmel

Die ÖVP ortet auf Basis der Gutachten eine noch viel größere Gefahr: Schimmel. Eine der Expertisen erachtet es als „aufklärenswerten“ Umstand, dass „zulässige Feuchtigkeit im Kellerbaukörper durch Verkleidung zwar dem Auge entzogen sein könnte, jedoch biogener Abfall im Verborgenen vorhanden sein kann“. Das sei eine Warnung vor Schimmel, sagt Korosec. „Für ein hygienisch sensibles Gebäude wie ein Spital ist das eine untragbare Situation.“

Der KAV will die Gutachten nicht kommentieren. Das Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) teilt mit, dass derzeit an der Beantwortung einer Anfrage der ÖVP zu dem Thema gearbeitet werde. Dem wolle man nicht vorgreifen. Der nächste Akt in der Sache geht damit am Dienstag über die Bühne: Einer der Verfasser der Gutachten muss dann vor der U-Kommission aussagen.