Jugendkriminalität: Um 62 Prozent weniger Delikte in Favoriten
Erst am Montagabend kam es im Bereich der Inzersdorfer Straße in Favoriten wieder zu einer Messerattacke. Die WEGA musste ausrücken. Einem Mann, der eigentlich einen Streit schlichten wollte, wurde ein Messer in den Oberschenkel gerammt.
Der Bezirk kommt seit einer Reihe von Gewalttaten nicht mehr aus den Schlagzeilen. Im Innenministerium (BMI) ergriff man daraufhin verschiedene Maßnahmen, um die Gewalt zurückzudrängen. Mit Erfolg, wie Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Mittwochabend verkündete.
Die Straftaten in Favoriten seien im Vergleich zum Vorjahr fast um 62 Prozent zurückgegangen, betont Karner bei einem Medientermin, bei dem auch Bundeskanzler Karl Nehammer anwesend war. Gerechnet wird vom Inkrafttreten der Waffenverbotszone, also dem 30. März 2024 bis zum 13. Mai 2024 – verglichen mit diesem Zeitraum im Vorjahr gingen die Straftaten demnach um mehr als die Hälfte zurück.
„Tägliche Streifen“
Rückgänge gab es unter anderem bei Einbrüchen, Körperverletzung, Diebstahl, bei Anzeigen wegen Suchtgifts oder bei Sachbeschädigungen.
Vor zwei Monaten gab es die erste Schwerpunktaktion der neu gegründeten Einsatzgruppe Jugendkriminalität (EJK) in Favoriten. „Seither finden fast täglich Streifen und Kontrollen in Favoriten statt, bisher waren es insgesamt 74 solcher Planquadrate dieser Einsatzgruppe“, heißt es aus dem BMI.
190 Anzeigen
Dabei wurden knapp 1.000 Personen überprüft, in 190 Fällen wurde Anzeige erstattet. Zum Vergleich: In ganz Österreich gab es in diesem Zeitraum 14.000 Identitätsfeststellungen und mehr als 2.000 Anzeigen. Der Großteil dieser Überprüfungen fand in der Bundeshauptstadt statt. In Wien waren es rund 8.700 Kontrollen und in 940 Fällen wurde Anzeige erstattet, so Karner.
„Vor zwei Monaten gab es den Auftrag zur Bekämpfung der Jugendkriminalität und seither ist vieles gelungen. Es muss aber auch noch viel getan werden“, sagte Karner. Es werde weiter „konsequent aufgeräumt“, was die Bandenkriminalität und Messerstechereien in Favoriten betrifft. Gewalt habe in einer demokratischen Gesellschaft keinen Platz, ergänzte Bundeskanzler Nehammer.
Elf Waffen sichergestellt
Um der Gewalt in Favoriten Herr zu werden, wurde am 30. März eine Waffenverbotszone rund um den Reumannplatz und der näheren Umgebung erlassen. Elf Personen wurden bisher mit einer Waffe erwischt, in den meisten Fällen handelte es sich um Messer. Auch ein Kubotan und mehrere Pfeffersprays waren darunter.
Neben Waffen sind auch gefährliche Gegenstände verboten: Dazu zählen Gegenstände, die unter Umständen dazu verwendet werden können, um Gewalt auszuüben. Es gilt jedoch kein absolutes Verbot des Betretens der Waffenverbotszone mit gefährlichen Gegenständen, betonte die Polizei: Träger müssen für das Mitführen aber einen nachvollziehbaren Grund vorbringen können. Das Waffenverbot gilt voraussichtlich bis Sonntag, 30. Juni 2024.
Verlängerung wahrscheinlich
Ob es zu einer Verlängerung komme, könne man seitens der Polizei derzeit noch nicht beantworten, hieß es. „Ich gehe aber schon davon aus, dass die Waffenverbotszone verlängert wird, da die positiven Effekte bereits sichtbar sind“, erklärte Gerhard Winkler, Leiter des Ermittlungsdienstes im Landeskriminalamt Wien. Typische Kerndelikte wie absichtlich schwere Körperverletzung und schwerer Raub seien massiv zurückgegangen. „Im April hatten wir davon keinen einzigen Fall“, so Winkler.