Im Zelt für die Zukunft: Klimaschützer halten Mahnwache
Schon von Weitem stechen die orangfarbenen Zelte ins Auge. Mit Kreide malt jemand gerade den Schriftzug "Was ist euch unsere Zukunft wert?" auf den Boden vor das Bundeskanzleramt. Am Zaun zum Volksgarten hängen schon die ersten Transparente. "Der Kanzler soll sehen, dass wir da sind", sagt Lena Schilling, eine der Initiatorinnen von Fridays for Future in Wien.
Und so schnell werden die jungen Aktivistinnen und Aktivisten auch nicht mehr weg gehen. Eine Woche schlagen sie vor dem Bundeskanzleramt nun ihr Lager auf. "Ich glaube, das ist bisher eine unserer verrücktesten Ideen. Aber so können wir auf uns aufmerksam machen", erklärt ein junger Aktivist.
"Uns geht es darum, dass die Hilfspakete, die jetzt geschnürt werden, nicht in unsere fossile Vergangenheit gesteckt und Unternehmen wie die AUA unterstützt werden. Sondern, dass wir diese Chance nutzen für eine Mobilitätswende und um nachhaltig etwas für den Klimaschutz zu tun", sagt die 18-Jährige. Die Hilfspakete sollen an öko-soziale Kriterien geknüpft sein, so die Forderung der Jugendlichen.
Abstand halten bei der Demo
Mit der Polizei ist die Aktion abgestimmt. Unter Einhaltung der allgemeinen Coronavirus-Verhaltensregeln darf demonstriert werden. "Geprüft wird immer der Einzelfall. Es wird kontrolliert, ob die erwartete Personenzahl und der Platz, der für die Demo gewählt wurde, den Abstand erlauben", sagte Gerald Hesterer, Leiter des Corona-Einsatzstabes zum KURIER.
Abstand halten, Mund-Nasen-Schutz und jede Menge Desinfektionsmittel - die jungen Demonstranten haben sich vorbereitet. Eifrig arbeiten sie am Aufbau. Nach und nach trudeln immer mehr Mitstreiter ein. "Es ist so schön, euch alle hier wiederzusehen, statt nur im Zoom-Call", ruft ein Neuankömmling aus. Man würde sich ja gerne in die Arme fallen, stattdessen streckt man sich zur Begrüßung die Fußspitzen aus sicherem Abstand entgegen.
Normalerweise waren sie immer nur freitags dort, um für den Klimaschutz zu streiken. Corona-bedingt mussten die Jungen jetzt länger zu Hause bleiben. Getan hat sich in der Zeit aber dennoch einiges: "Es ist eigentlich kein Tag vergangen ohne Zoom-Call für Fridays. Ich bin zuständig für die internationale Verbindung. Wir haben die Zeit gut genutzt, um unsere Strukturen zu überdenken und uns neu aufzustellen", erzählt der 18-jährige Julian.
Angst vor einer kalten Nacht? - "Nein, eigentlich nicht. Wir haben im Februar schon einmal 48 Stunden schweigend bei der Pestsäule verbracht, um ein Zeichen zu setzen. Da war es wesentlich kälter, aber da konnten wir uns auch noch wie Sardinen aneinanderlegen", erzählt die 21-jährige Lina. Dieses Mal schläft jeder im eigenen Zelt.
Auch in anderen Städten Österreichs sind Aktionen geplant. "Am Freitag wird es vermutlich auch in Linz, Graz und Salzburg etwas von den Fridays for Future geben", kündigt Lina an.