"Erde brennt!": Hörsäle der Unis Wien und Innsbruck besetzt
13 Jahre ist es her, dass unter dem Motto "unibrennt" das Audimax der Universität Wien besetzt wurde. Am Mittwoch um 13 Uhr besetzten Klimaaktivistinnen und -aktivisten den Hörsaal C1 am Unicampus im Alten AKH. Derzeit befinden sich rund 100 Menschen in dem Saal und es werden stetig mehr. Laute Musik dröhnt aus den Boxen, die Wände werden mit Transparenten gepflastert.
Ging es damals um mehr Geld für Bildung, ist heute das Klima Hauptdarsteller bei der Besetzung. Unter dem Namen "Erde Brennt" fordern die Besetzerinnen und Besetzer einen radikalen Systemwandel, um die soziale Krise, die Krise im Bildungsbereich und die Klimakrise zu überwinden. Konkret brauche es zum Beispiel mehr Geld für Hochschulen, das Aus für fossile Energieträger und eine Steuer auf Vermögen und Übergewinne, hieß es in einer Aussendung.
Die Organisatoren haben sich für eine längere Besetzung eingerichtet. Man werde jedenfalls über Nacht bleiben, verriet man dem KURIER. Die Securities der Uni unternehmen derweil nichts gegen die Besetzer.
Weltweite Bewegung
Die Wiener Besetzung ist Teil der Bewegung "End Fossil", die aktuell weltweit Schulen und Universitäten besetzt. Auch in Salzburg und Innsbruck sollen "bald" Hörsäle besetzt werden, wurde angekündigt.
"Ein Weiter-wie-bisher ist einfach nicht mehr möglich, weder an der Universität noch im Sozialbereich noch in der Klimapolitik”, sagt Amina Guggenbichler, Studentin, Sozialarbeiterin und Sprecherin von Erde Brennt Wien.
Diskussion mit Professoren
Die Studierenden wollen den besetzten Hörsaal nutzen, um sich aktiv mit den Krisen auseinanderzusetzen - offen für alle. Um 18:30 werden sie im besetzten Hörsaal mit den Professorinnen und Professoren Ulrich Brand, Eva Horn, Annemarie Steidl und Stefan Dullinger über notwendige Änderungen an den Hochschulen und in der Gesellschaft diskutieren.
Die Polizei ist vor Ort, lässt die Aktivisten aber vorerst gewähren. Unter die Klimaaktivisten haben sich auch bekannte Gesichter der linksradikalen Szene gemischt.
ÖH unterstützt die Besetzung
Die Österreichische Hochschüler_innenschaft (ÖH) solidarisierte sich mit der Besetzung. “Die Proteste richten sich gegen die multiplen Krisen unserer Zeit, die alle zusammenhängen und an deren Spitze die Klimakrise steht. Wir Studierende haben erkannt, dass die Gesellschaft radikal umlenken muss, wenn wir noch eine Zukunft haben wollen. Deshalb unterstützen wir als ÖH auch die Uni-Besetzungen von #ErdeBrennt!", wurde Keya Baier aus dem Vorsitzteam in einer Aussendung zitiert.
Der Bildungssprecher der Wiener FPÖ, Maximilian Krauss, fordert Rektor Sebastian Schütze hingegen dazu auf, umgehend die Räumung zu veranlassen. "Bereits 2009/2010 haben wir gesehen, dass Aktivisten, die Hörsäle besetzen, gekommen sind, um zu bleiben. Damals hat sich die Besetzung des Audimax über Monate gezogen, Studenten, die ihrem Studium nachgehen wollten, schauten durch die Finger", so Krauss.
Besetzung auch in Innsbruck
Auch an der Innsbrucker Universität fanden sich gegen 17 Uhr rund 40 Personen in einem Hörsaal ein, um ihren Unmut zu zeigen. „Wir sind gekommen, um uns die Uni als unseren Raum zurückzuholen. Hier, wo wir eigentlich auf unsere Zukunft vorbereitet werden sollen, werden die Krisen unsrer Zeit tagtäglich ignoriert. Wir wollen das nun ändern“, sagte Luca Moser von der Initiative „Erde brennt Innsbruck“ laut Medienberichten. Man wolle diesbezüglich auch in Kontakt mit der Universität treten. Während der Besetzung soll ein Forderungskatalog an Universität und Politik ausgearbeitet werden, hieß es.
Salzburg brennt zieht nach
Etwas später traten die Aktivisten der Gruppe „Erde Brennt Salzburg“ an der Uni Salzburg auf den Plan und besetzten drei Lehrveranstaltungssäle. Die Gruppe ist Teil der
internationale Bewegung „End Fossil Occupy“ und fordert ebenfalls den Ausstieg aus fossilen Energien „Wir sind ein Gruppe junger Menschen, die nicht mehr nur zusehen will, wie unsere Zukunft ruiniert wird. Die Klimakrise kostet jetzt schon weltweit tausende Menschenleben und wird nur noch schlimmer. Es ist klar, dass es jetzt ein radikales Umdenken braucht.“ fordert die Aktivistin Zora in Salzburg.
Und Aktivist Max ergänzt: „Wir junge Menschen kennen schon gar nichts mehr anderes als den ständigen Krisenmodus. Darauf haben wir keine Lust mehr. Wir wollen endlich positive Zukunftsvisionen, endlich Lösungen für die vielen Probleme unserer Generation. Eigentlich müssten die Uni uns dabei helfen, genau diese Antworten zu finden. Doch daran scheitern sie offensichtlich. Deswegen nehmen wir uns den Raum an der Uni, um Platz zu schaffen für offenen, zukunftsgewandten Diskurs. Wir besetzen die Uni, denn unsere Erde brennt!“