Chronik/Wien

So hoch ist die Analphabeten-Quote an Wiener Schulen

"Der Erwerb der deutschen Sprache ist der Schlüssel für eine gelungene Bildungskarriere, den Eintritt ins Berufsleben und letztendlich für die Integration", wiederholte Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) am Mittwoch eine Erkenntnis, die grundsätzlich nicht neu ist.

Das Problem: Durch zahlreiche Familienzusammenführungen in den vergangenen Monaten sind aktuell 17.857 Schüler und Schülerinnen in Wien als "außerordentlich" registriert. Dazu Wiederkehr ohne Wenn und Aber: "Das ist viel, das ist zu viel."

Hohe Analphabeten-Quote

Der Punkt: "Diese Kinder haben bisher wenig Sprachfähigkeit erlangt, manche haben auch in ihrer Heimat keine Alphabetisierungsangebote genossen." Laut Statistik gilt für sieben Prozent der 242.000 Wiener Schüler und Schülerinnen ein außerordentlicher Status.

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Mit einem "5-Punkte-Plan" versucht die Stadt Wien, einer Entwicklung mit einiger sozialer Sprengkraft gegenzusteuern. Dieser baut auf bestehenden Angeboten auf, die teilweise deutlich ausgeweitet werden. Die fünf Punkte auf einen Blick:

Mehr Angebote im Sommer

"Das bisherige Angebot wurde gut angenommen", berichtet Interface Wien-Geschäftsführerin Lejla Sirbubalo. Neun von zehn Kindern zeigten sich nach der (freiwilligen) Teilnahme an einem Sommer-Deutsch-Lernkurs deutlich verbessert. Ebenso positiv die Reaktionen vonseiten der Eltern und auch der Kursleiter.

Im Sommer 2024 sollen 3.840 außerordentliche Schüler und Schülerinnen von den Kursen an 19 Standorten, darunter auch Volkshochschulen, profitieren. Aus einem guten Grund: "Der Spracherwerb über den Sommer schafft nicht zuletzt mehr Kontinuität."

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Neue Angebote in Kindergärten

"Fünfzig Sprachförderkräfte mehr", stellt Bildungsstadtrat Wiederkehr für Wiens Kindergärten in Aussicht. Sie sollen die Stammkräfte in den Kindergärten unterstützen.

Außerdem soll in drei Kindergärten in Favoriten versuchsweise ein Pilotprojekt gestartet werden: "Drei Wochen vor Schulbeginn eine intensive alltagsorientierte Betreuung", so Janine Fischer, Obfrau des privaten Vereins Startklar, der bereits seit 2016 Kinder konkret betreut.

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Mehr Ganztagsschulen

Neun weitere Wiener Schulen sollen in Zukunft ganztägigen Unterricht anbieten. Durch den verschränkten Unterricht sollen unter anderem auch die Sprachfähigkeiten der Schüler und Schülerinnen verbessert werden, sind sich die Bildungsexperten einig.

Mehr Angebote in Büchereien

Die Bücherei nicht nur als Leihstelle, sondern auch als ein Ort der Begegnung und auch des Lernens, das ist der Plan. Konkret soll der Verein Startklar an acht Standorten "spielerisch Deutsch lernen" anbieten.

Mehr Angebote in Schulen

22 weitere Kurse zur Alphabetisierung und Deutschförderung soll es an den Schulen geben, auch für die Fächer Mathematik und Englisch.

Sommerdeutschkurse für außerordentliche Schüler und Schülerinnen bei Interface Wien hier.

VHS Sommerlernstationen für Volks-, Mittel- und AHS-Unterstufe-Schüler und Schülerinnen hier.

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Offene Fragen zum "großen Kraftakt"

Stadtrat Wiederkehr sprach bei der Präsentation der Pläne von einem "großen Kraftakt". Auf KURIER-Anfrage konnte er allerdings keine Gesamt-Kosten nennen.

Nur so viel: "Wir werden das Budget für die Wiener Kindergärten in den kommenden zwei Jahren um zwanzig Prozent erhöhen." Und ein Detail: "Damit wir in einer der vorgesehenen Schulen künftig einen ganztägigen Unterricht anbieten können, muss das Gebäude adaptiert werden. Der Umbau alleine wird zwanzig Millionen Euro kosten."