Britische Unternehmer zieht es nach Wien
Von Anna-Maria Bauer
Jonathan O’Keeffe ist einer von 16, die es geschafft haben. Er konnte sich mit seiner Firma „Machine Medicine Technologies“ gegen internationale Mitbewerber durchsehen und ein Wiener Start-up -Package ergattern.
Die Wiener Wirtschaftsagentur hilft jungen Unternehmen auf diesem Weg bei einer Betriebsansiedelung. Ein Monat lang bekommen die Start-ups spezielle Betreuung. Normalerweise vor Ort, Corona-bedingt in virtueller Form.
Was bei einem Blick auf die Bilanz auffällt: Mit 35 kamen die meisten der 351 Bewerbungen heuer aus Großbritannien. Auch wenn man die Kandidaten aus allen sechs Jahren, in denen es das Paket gibt, zusammenzählt, stellen die Briten mit 90 Bewerbungen die größte Gruppe dar, gefolgt von Rumänien und Indien.
Den Grund sieht Gerhard Hirczi, Geschäftsführer bei der Wirtschaftsagentur Wien, ganz klar im Brexit: „Auch bei den internationalen Betriebsansiedelungen sehen wir seit der Verkündigung des Brexit einen starken Anstieg. Davor waren die Briten immer so knapp unter den Top 10, jetzt sind sie immer unter den Top 3 Herkunftsländern.“
Insgesamt sind in der vergangenen Dekade 73 Betriebe nach Wien gekommen, 4.458 Personen mit britischer Staatsbürgerschaft leben aktuell in der Bundeshauptstadt.
Unschlüssigkeit
Ob Jonathan O’Keeffe mit seinem Unternehmen nach Wien kommen wird, steht jedoch noch nicht ganz fest. Er sucht für sein Unternehmen, mit dem er Bewegungsunfähigkeiten prüfen kann, einen Sitz für das europäische Publikum. „Deutschland und die Niederlande sind auch noch im Rennen“, sagt er zum
KURIER. Ein ähnliches Programm wurde ihm in den anderen beiden Ländern nicht vorgeschlagen, damit hat Wien punkten können. Doch ganz überzeugt hat ihn die Stadt noch nicht.
Auch ein Marketingtool
Eine tatsächliche Betriebsansiedelungen ist seitens der Wirtschaftsagentur aber auch nur eines von mehreren Zielen, sagt Hirczi. „Das Package soll vor allem dabei helfen, dass Wien international als Start-up-Standort wahrgenommen wird.“ Diese Intention sieht man bestätigt: Die Zahl der Bewerbungen konnte sich in den sechs Jahren mehr als verzehnfachen. Heuer kamen Anfragen aus 66 Ländern.
Dass er Wien bei der diesmal digitalen Variante nicht sehen konnte, tut O’Keeffe leid. Die Wirtschaftsagentur arbeitet aber an einem großen Start-up-Festival im Mai. Vielleicht wird es dann etwas mit dem physischen Wien-Besuch.