Abschied vom Bellaria Kino: Ein Star sagte leise Servus
Von Bernhard Ichner
Die Spannung war groß. Die Zahl der Anwesenden nicht. Dafür stieg die Begeisterung der wenigen Besucher des Bellaria Kinos am Donnerstag – dem vorerst letzten Spieltag – ins schier Unermessliche, als Publikumsliebling Waltraud Haas begleitet von ihrem Sohn Marcus Strahl das Buffet des geschichtsträchtigen Hauses betrat.
Die Grande Dame des österreichischen Nachkriegskinos werde das Kino „in eine würdige Zukunft vertrauensvoll übergeben“, war zuvor medial angekündigt worden. So mancher vermutete daher, dass es Neuigkeiten zur künftigen Nutzung des geschichtsträchtigen Lichtspieltheaters geben werde.
Die gab es nicht.
Nach wie vor gebe es drei Interessenten, eine Entscheidung, wer den Zuschlag erhalte und welches Konzept in Zukunft umgesetzt werde, soll es im Jänner geben, hieß es auf Nachfrage. Fix ist nur, dass es nicht Andre Heller wird. Der hatte zwar Interesse bekundet, allerdings war das Bellaria für seine Ideen nicht geeignet.
Ein Stück heile Welt
Die Besucher, die am letzten Spieltag gekommen sind, um Filme wie „Eine rauschende Ballnacht“ von 1939 mit Zarah Leander und Marika Rökk oder „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ zu sehen, hoffen jedenfalls, dass das Kino weitergeführt wird. „Sonst stirbt dieses Filmgenre, dieses Stück heile Welt aus“, fürchtet etwa die 74-jährige Elisabeth Gur, die regelmäßig in die Nachmittagsvorstellungen kam.
Sie sei quasi eine Begräbnisbesucherin, sagt Zuschauerin Ulli Leonhard. „Vielleicht gibt es aber eine Auferstehung dieses wunderschön nostalgischen Ortes“, meint die 67-Jährige.
Das hofft auch Waltraut Haas, die bereits als Kind ins Bellaria kam, um Filme zu sehen, statt wie es die Mutter angeordnet hatte, nach der Schule heimzugehen und brav zu lernen. Und deren eigene Filme später hier über die Leinwand flimmerten. Am Donnerstagnachmittag konnte die 92-Jährige jedoch nicht mehr tun als umringt von einer Hand voll Fans in Erinnerungen zu schwelgen, Autogramme zu schreiben und Blumen entgegenzunehmen.
Und zu singen.
Am Ende ihrer etwa 20-minütigen Stippvisite stimmte sie mit den Stammgästen des Bellaria – mit Frau Christine und Herrn Josef, Frau Renate, Frau Yvonne und Herrn Manfred – den Schlager „Sag beim Abschied leise Servus“ an.
Bis das 1912 eröffnete Bellaria, das laut Betreiber Erich Hemmelmayer nicht mehr wirtschaftlich zu führen war, tatsächlich Geschichte ist, gibt es nun aber noch zwei kurzfristig angesetzte Vorstellungen am 24. Dezember. Zum endgültigen Abschied stehen die „Heidi“-Verfilmung von Luigi Comencini von 1952 und Franz Antels „Hallo Dienstmann“ von 1951 auf dem Programm.