Chronik/Welt

Prediger fordert vierten Privatjet von Gemeinde

Jesse Duplantis ist regelmäßig im Gespräch mit Gott. Bringt der Beruf mit sich. Der 68-Jährige gehört in den USA zu den bekannten Massen-Predigern, die Gottes Wort via Fernsehen, Internet und Mega-Kirchen verbreiten. Nicht irgendein Wort. Duplantis, der in Destrehan nahe New Orleans in einem üppigen Anwesen residiert und von dort aus die Covenant Church steuert, die 100 Milllionen US-Haushalte erreicht, folgt der Lehre des gottgewollten Wohlstands. Genannt „prosperity gospel“. Reichtum ist hier Ausdruck von Gottes Wertschätzung. Armut gilt umgekehrt als Zeichen mangelnder Glaubensfestigkeit.

Bei einer seiner spirituellen Zusammenkünfte mit dem Schöpfer, so erzählt der graumelierte Millionär in einem eigens produzierten Video, habe Gott ihm aufgetragen, für ein neues Privat-Flugzeug zu beten.

„Jesse, willst Du dorthin kommen, wo ich bin?“, habe der Allmächtige ihn gefragt. Will ich, dachte sich Duplantis und wandte sich in einem selbst für Televangelisten selten nassforschen Auftritt an seine Schäfchen: Um zügiger seinen Verpflichtungen als Botschafter des Herrn nachkommen zu können, sollen seine Anhänger ihm doch bitte durch Spenden ein Luxus-Flugzeug vom Falcon 7 X zur Verfügung stellen. Normalerweise lassen sich Politiker wie der französische Präsident damit kutschieren.

„Jesus würde keinen Esel reiten“

Schließlich würde Jesus, wäre er heute auf der Welt, auch „keine Esel reiten, um das Evangelium zu verkünden“. Die fast Schallgeschwindigkeit erreichende Maschine kann bis zu 17 Passagiere transportieren und hält neben technischen Spirenzchen auch eine Dusche bereit. Kostenpunkt: 54 Millionen Dollar, rund 46 Millionen Euro.

Duplantis begründet seine Wahl damit, dass seine aktuelle Privat-Maschine, eine Falcon 50, bereits zwölf Jahre alt sei, zu viel Kerosin verbrauche und ihn zu zeitraubenden Zwischenstopps nötige. Ist der Mann größenwahnsinnig? Während viele US-Medien nüchtern oder mit subtiler Ironie über die Anwandlungen des Predigers berichten, ist auf Duplantis“ Facebook-Seite eine heiße Debatte über die Verhältnismäßigkeit des Ansinnens losgebrochen. Manche halten Duplantis für einen „Scharlatan“ oder „Teufel“, der sich auf Kosten Dritter dreist bereichert. Andere zeigen Verständnis für den Pfingstkirchler und kündigen einen „kleinen Scheck“ an.

Jared Leet, einer der Kommentatoren, sparte sich Häme und konterte mit einem Biblezitat, Matthäus, Kapitel 7, Vers 15: „Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen! Inwendig aber sind sie reißende Wölfe.“ Ob sein Urteil mehrheitsfähig ist, erscheint angesichts des Booms bei den evangelikalen Megakirchen zweifelhaft.

1600 „Mega-Kirchen“ in USA

Rund 1600 solcher Institutionen, die wie die Lakewood-Church von Joel Olsteen in Houston/Texas sonntags bis zu 50 000 Gläubige anlocken, gibt es inzwischen in den USA. Die Tendenz ist vor allem im „Bibel-Gürtel“ der Südstaaten steigend. Dort leben viele arme Einwanderer aus dem Hinterhof der USA, die von einem schnellen sozialen Aufstieg träumen. Auf Prediger, die mit einer Nobelkarosse zum Gottesdienst kommen oder im Privatjet einfliegen, sind sie nicht neidisch - sondern stolz. Selbst dann, wenn - wie im Falle Olsteen - Reden und Handeln nicht in Deckung zu bringen sind. Als im Herbst Hurrikan „Harvey“ über Houston kam, nahm die Lakewood-Kirche des bekennenden Donald Trump-Fans keine Gestrandeten auf. Dabei genießt auch seine Kirche Steuerfreiheit. Erst ein Shitstorm in den sozialen Medien sorgte dafür, dass Zwangsexakuierte in dem gläsernen Palast wenigstens Lebensmittel und Kleidung bekommen konnten. Jesse Duplantis Vorliebe für luxuriösen Transport über den Wolken ist in der Zunft der Wohlstands-Prediger keine Seltenheit.

Erst vor kurzem legte sich der texanische Televangelist Kenneth Copeland für 36 Millionen Dollar, finanziert aus Spenden, eine Gulfstream V zu. Begründung: Kommerzielle Linie-Maschinen seien mit einem „Haufen von Dämonen beladen“. 2015 bekniete ein anderer Evangelikaler seine 200 000 Anhänger, ihm doch eine Gulfstream G 650 zu spendieren. Breitseiten im Internet verhinderten das Projekt. Der Mann hieß übrigens Dollar. Creflo Dollar.