Chronik/Welt

Ebola: "EU muss mehr Helfer schicken, am besten heute"

Es war eine "erschütternde Erfahrung", sagt Christos Stylianides, "die Auswirkungen der Ebola-Epidemie mit eigenen Augen zu sehen." Stylanides ist EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenmanagement, er wurde von den Staaten als Ebola-Koordinator bestimmt. Vier Tage war er nun in den westafrikanischen Krisenländern Sierra Leone, Liberia und Guinea.

Sein Appell an die 28 EU-Staaten: "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Furcht unsere Handlungen diktiert. Wir müssen die Krankheit isolieren und nicht die Menschen in den betroffenen Ländern." Europa müsse mehr Epidemiologen und medizinisches Personal nach Afrika schicken – "und zwar nicht morgen, sondern heute", fordert Stylianides. "Ebola kann nur vor Ort besiegt werden, in den drei Ländern."

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EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis, der ebenfalls vor Ort war, meint, es brauche "Tausende Krankenschwestern und Gesundheitspersonal", um die hygienischen Verhältnisse zu verbessern und ein wirksames Warnsystem in den betroffenen Ländern einzuführen.

Andriukaitis wies auch auf die "doppelte Stigmatisierung" vieler Kinder hin, die ihre Eltern durch Ebola verloren haben: Sie würden aus Angst vor Ansteckung nur selten von anderen Familien aufgenommen.

Stylianides fordert außerdem eine engere Zusammenarbeit der betroffenen Staaten: "Das ist unabdingbar, weil der Grenzpunkt zwischen den drei Ländern der gefährlichste Ort ist."

Hilfe wird aufgestockt

Erst am Montag wurde eine Erhöhung der EU-Finanzhilfe für Westafrika angekündigt: Die EU-Kommission will weitere 29 Millionen Euro zur Verfügung stellen; 17 sind für den Transport von Hilfsgütern und für die internationalen Helfer gedacht, zwölf für Prävention in den Nachbarländern, um dort Frühwarnsysteme einzurichten und die Staaten auf den Ausbruch von Ebola vorzubereiten. Insgesamt wurden in der EU damit schon knapp 1,1 Milliarden Euro im Kampf gegen Ebola bereitgestellt. Aus Österreich kamen bisher rund zwei Millionen Euro, dazu u. a. Ambulanz- und Transportfahrzeuge sowie Schutzausrüstung für die Helfer vor Ort.