Chronik/Welt

Wildschweinhatz in Polen

„Achtung Jagd!“ stand auf Schildern vor polnischen Waldwegen am Wochenende. Mit einer großangelegten Jagd auf Wildschweine wurde im östlichen Polen versucht, der Afrikanischen Schweinepest (AFP) Herr zu werden. Das Umweltministerium spricht von einer geplanten „maximalen Senkung der Population“.

Gegen die Hatz hatten Tierschützer im Vorfeld in mehreren polnischen Städten protestiert, am Samstag und Sonntag auch im Wald. Beobachter monierten, dass es keine Biosicherheit gebe, dass die geschossenen Tiere liegen gelassen würden, dass sich so das Virus verbreiten könnte. Die Afrikanische Schweinepest ist eine tödlich verlaufende Viruserkrankung, die aus Afrika immer wieder nach Europa verschleppt wurde. In Polen wurde sie aus Russland kommend im Jahr 2014 zum ersten Mal festgestellt. Bis Ende Dezember seien nach Angaben des polnischen Hauptsanitätsamts 3300 Fälle registriert worden, bisher im Osten des Landes. Zwar ist diese Krankheit, die nur auf Schweine, aber nicht auf andere Tiere und den Menschen übertragbar ist, nicht so ansteckend wie die Europäische Schweinepest. Jedoch gibt es bislang keinen wirksamen Impfstoff.

Zuchtschweine in Gefahr

Somit sind Zuchtschweine in Gefahr, zumal der Erreger rund ein halbes Jahr auch in Wurst- und Fleischabfällen überdauern kann. AFP ist in letzter Zeit in immer mehr europäischen Ländern aufgetaucht, in Deutschland wurde sie noch nicht nachgewiesen. Allerdings könnte durch Tierwanderungen aus Belgien und Frankreich die Seuche von Westen wie Osten dort bald heimisch werden. Auch Österreich blieb bisher verschont, in Tschechien betreiben die Behörden umfassende Aufklärungsarbeit, tote Tiere müssen sofort gemeldet werden, Sperrzonen werden umgesetzt.

In Polen sollen nach Presseberichten die Schweinezüchter Druck auf die Politiker ausgeübt haben, um mit dem massenweisen Abschießen der Wildtiere die Hausschweine nicht zu gefährden. Bereits seit Auftreten der Schweinepest wurden die Wildschweine stärker bejagt, ihre Population soll nach jüngsten Angaben bei 217.000 Tieren liegen.

Der Massenabschuss, der in den kommenden Jänner-Wochenenden stattfinden soll, stößt in Polen auf vielfachen Protest. Der Ökologe Radoslaw Slusarczyk erklärt, dass bei den Großjagden die sonst standorttreuen Tiere durch Flucht die Krankheit noch weiter verbreiten könnten. Die Tierschutzorganisation „Sie sollen leben!“ wie Tierärzte weisen darauf hin, dass mehr Biosicherheit bei Schweinezüchtern das Problem viel besser lösen kann. So sollten die Schweineställe besser abgesichert werden, strengere Desinfektionsmaßnahmen eingeführt werden, sodass eine Übertragung über andere Tiere und Menschen möglichst eingedämmt werde. Nach Einschätzung des Landwirtschaftsministerium zeigen sich die meisten Landwirte diesen Schritten gegenüber nicht aufgeschlossen.

Protest der Jäger

Aber auch ein Teil der Jäger will den Tieren nicht zu Leibe rücken, dies sie unethisch, so einige Vertreter. In Polen wurde schon lange über radikale Maßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest nachgedacht – Militär sollte eingesetzt werden, ein umgerechnet 60 Millionen teurer Zaun sollte die Grenzen zu der Ukraine, Weißrussland und Russland „wildschweinesicher“ machen, was jedoch im Mai letzten Jahres wieder verworfen wurde. Zumal die EU-Grenze mit Litauen so nicht abgesichert werden könnte. Die groß angelegten Jagden können dieses Wochenende zu einem gefährlichen Unterfangen geraten – einige Umweltschützer wollen dazwischen gehen und die Tiere mit Glocken warnen.