Venedig sagt dem Massentourismus den Kampf an
Venedig macht mit dem Kampf gegen die Touristenmassen ernst. Was lange diskutiert wurde, ist jetzt fix: Das "Eintrittsgeld" für Tagestouristen in Venedig kommt ab 2023. Vorgesehen ist die Online-Buchung für alle Touristen, die außerhalb der Region Venetien in die Stadt kommen, aber dort nicht übernachten wollen. Je nachdem, an welchem Tag Venedig besucht wird, sind zwischen drei und zehn Euro zu zahlen. Wer weit im Voraus bucht, soll weniger zahlen. Ein tägliches Touristenlimit wird die Stadtverwaltung hingegen nicht festlegen.
Die Präsenz der Touristen soll auch mithilfe der Mobilfunktelefone kontrolliert werden. Ziel der Gemeinde ist es, den Tourismusansturm zu regeln. An bestimmten Tagen tummeln sich über 100.000 Touristen in der Lagunenstadt. Das Buchungssystem soll bereits in den nächsten Wochen getestet werden.
Vaporetto-Ticketpreise steigen
Außerdem soll der Preis der Karten für eine Fahrt an Bord eines Vaporetto, dem Wasserbus in der Lagunenstadt, für Touristen von 7,5 auf 9,5 Euro steigen, berichtete die venezianische Tageszeitung "Il Gazzettino". Damit will die lokale Nahverkehrsgesellschaft ACTV die Einnahmenverluste der Pandemie-Jahre kompensieren. Das Unternehmen hatte 2019 noch Einnahmen in der Höhe von 151 Millionen Euro, 2020 jedoch nur noch 65 Millionen Euro, 2021 dann 85 Millionen Euro.
Das Geld soll nach Angaben von Bürgermeister Luigi Brugnaro vor allem in die Instandhaltung und Reinigung der historischen Stadt fließen. Venedig kämpft seit Jahren gegen den Touristenansturm und versucht immer wieder mit verschiedenen Strategien, die Massen in Schach zu halten.
Begrenzung
Im Kampf gegen den Massentourismus will Venedig außerdem die Zahl seiner Ferienwohnungen begrenzen. So beschloss der Gemeinderat, dass die Stadtverwaltung Höchstgrenzen bei Kurzzeitmieten festlegen kann. Ziel sei es, langfristige Mieten und das Wohnen im Stadtkern zu fördern. Damit solle gleichzeitig das historische, kulturelle und ökologische Erbe der Stadt geschützt werden, teilte die Gemeinde mit.
Die Stadtverwaltung wird künftig eine Höchstzahl an Wohnungen bestimmen können, die man als "Bed&Breakfast" oder als Ferienwohnung mit günstigen Steuersätzen vermieten kann. Damit will die Gemeinde auch Betrieben Schranken setzen, die unzählige Wohnungen kaufen, um sie an Touristen zu vermieten. Dies vertreibe immer mehr Bewohner von den Stadtkernen, heißt es. Das Wachstum der Internetanbieter müsse in geordnete Bahnen gelenkt werden, lautet das Vorhaben der Stadtverwaltung. Das Geschäft mit der Vermietung von Ferienwohnungen beträgt in Italien laut Schätzungen 16 Mrd. Euro.