Steckt ein Öko-Aktivist hinter den Drohnenflügen über Gatwick?
Nach einem weitgehenden Stillstand wegen einer großangelegten Drohnen-Störaktion gibt es am Londoner Großflughafen Gatwick wieder Bewegung im Flugverkehr. Die Start-und Landebahnen seien nun offen, geplant seien 700 Starts, teilte der zweitgrößte britische Flughafen mit. Dennoch sollten Passagiere den Status ihres Fluges checken, bevor sie sich auf den Weg zum Flughafen machten, hieß es dort weiter. Es werde weiterhin zu Verspätungen und Ausfällen von Flügen kommen.
Polizei und Militär hätten "schadensbegrenzende Maßnahmen" eingesetzt, die den Flugbetrieb erlaubten, sagte Gatwick-Manager Chris Woodroofe. Diese sollten auch weitere Störungen verhindern. Die Person, die die Drohnen fliegen lasse, sei noch nicht gefunden. Der britische Verkehrsminister Chris Grayling sprach in der BBC von einer Reihe von Maßnahmen - darunter auch militärische -, die genutzt worden seien, um Gatwick zu sichern.
Bei den mindestens zwei Drohnen handelt es sich nach Einschätzung der Polizei nicht um Hobby-Fluggeräte. Sie seien vielmehr für den professionellen Einsatz bestimmt. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gab es laut Behörden aber zunächst nicht. In den ersten 24 Stunden nach Einstellung des Flugbetriebs zählte die Polizei mehr als 50 Drohnen-Sichtungen. Medienberichten zufolge prüfen die Ermittler, ob möglicherweise ein radikaler Öko-Aktivist hinter dem Störmanöver stecken könnte.
"Das ist eine präzise geplante Aktivität, die darauf ausgelegt wurde, den Flughafen lahmzulegen und maximale Behinderungen in der Vorweihnachtszeit zu bringen", teilte Gatwick-Geschäftsführer Stewart Wingate mit. Am Donnerstag waren 115.000 Reisende betroffen, für Freitag wurden weitere 126.000 Menschen in Gatwick erwartet. Um die chaotische Lage zu entschärfen, sollten Nachtflugverbote für andere Flughäfen vorübergehend aufgehoben werden.
Die Sperre hatte bisher auch Auswirkungen auf den österreichischen Luftverkehr. Auf den Flughäfen Wien-Schwechat, Salzburg und Innsbruck kam es am Donnerstag zu Verspätungen bzw. Annullierungen von Flügen nach und von London-Gatwick. Betroffenen Passagieren wurde empfohlen, sich bei ihren Fluglinien über ihre Reiseverbindung zu informieren. Der Billigflieger Ryanair lässt etwa seine Jets auf einen anderen Londoner Flughafen - Stansted - ausweichen.
Die Störmanöver über Gatwick konnten Einsatzkräfte trotz eines großen Polizeieinsatzes mit Hubschrauber und Scharfschützen sowie Spezialgerät der Armee zunächst nicht unterbinden. Tauche noch eine Drohne über dem Flugfeld auf, sei auch ein Abschuss denkbar, erklärte die Polizei. Verkehrsminister Chris Grayling versicherte, es werde "riesiger Aufwand" betrieben, um die Störaktionen zu stoppen.
Premierministerin Theresa May versprach eine enge Zusammenarbeit der Behörden mit dem Flughafen. "Die Aktivität, die wir gesehen haben, ist illegal und wer dabei erwischt wird, Flugzeuge in Gefahr zu bringen, kann eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren bekommen", sagte May.
Der Flughafen London Gatwick liegt südlich der britischen Hauptstadt und ist der zweitgrößte des Landes nach Heathrow. Jedes Jahr werden dort 45 Millionen Passagiere abgefertigt, obwohl der Flughafen nur über eine Start- und Landebahn verfügt.