Chronik/Welt

Seilbahnunglück: Anwalt von Ingenieur will zweite Gondel abstürzen lassen

Mehr als fünf Wochen nach dem Absturz einer Seilbahn auf dem Berg Mottarone am Lago Maggiore ist noch immer unklar, wie das Unglück genau passieren konnte und warum das Zugseil riss. Die Gondel war kurz vor der Bergstation Richtung Tal geschossen, an einen Pfeiler gekracht und danach in die Tiefe gestürzt. Dabei starben 14 Menschen, darunter Familien, junge Paare und zwei Kinder. Nur ein Bub überlebte das Unglück. Seine Eltern, sein Bruder und seine Urgroßeltern kamen ums Leben.

Zuletzt überprüften die Ermittler Videoaufnahmen, die zeigen, dass die Notbremse der Gondel nicht den Vorgaben entsprochen hat - und das bereits vor Jahren. Das ZDF hatte in der Fernsehsendung "Frontal 21" über die Aufnahmen berichtet, wonach sich der Verdacht erhärtet, dass schon vor dem Unglück am Pfingstsonntag sogenannte Gabeln genutzt wurden, um die Notbremse an den Gondeln zu blockieren.

Der Chef der Seilbahngesellschaft und zwei leitende Mitarbeiter (ein Wartungsingenieur und ein technischer Leiter) wurden festgenommen. Sie stehen unter Verdacht, die Notbremse der Seilbahn außer Betrieb gesetzt zu haben. Während zwei der Männer aus der U-Haft entlassen wurden, sitzt der technische Betriebsleiter unter Hausarrest. Er hatte vor Wochen im Verhör angegeben, die Bremsen an der schon länger defekten Gondel bewusst und mehrmals deaktiviert zu haben, weil man die Bahn sonst hätte schließen müssen. Alle drei hätten davon gewusst, so der Betriebsleiter.

Laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa beantragte nun der Anwalt des Wartungsingenieurs den Absturz der zweiten Gondel: Das soll zur Klärung der Katastrophe beitragen. Sein Mandant hätte die unterschiedlichen Kontrollen und Eingriffe an der Gondel der letzten Monate rekonstruiert, wird der Anwalt zitiert. Und: "Er kann sich den Bruch des Zugseils nicht erklären."