Chronik/Welt

Hunderte nahmen bei Trauerfeier in Memphis Abschied von Tyre Nichols

Mit einer Trauerfeier in Memphis haben hunderte Menschen Abschied von dem von US-Polizisten zu Tode geprügelten Afroamerikaner Tyre Nichols genommen. Bei der Zeremonie in der Mississippi Boulevard Christian Church sprach Vizepräsidentin Kamala Harris den Angehörigen des 29-Jährigen am Mittwoch ihr Beileid aus. "Wir trauern mit Ihnen und die Menschen unseres Landes trauern mit Ihnen."

Die erste schwarze Vizepräsidentin der US-Geschichte verurteilte die brutale Prügelattacke fünf afroamerikanischer Polizisten gegen Nichols als "Akt der Gewalt" durch diejenigen, die eigentlich für Sicherheit sorgen müssten. Die Politikerin der Demokratischen Partei forderte außerdem den Kongress auf, eine Gesetzesreform gegen Polizeigewalt zu verabschieden, die nach dem 2020 bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis getöteten George Floyd benannt ist.

Präsident "Joe Biden wird es unterzeichnen und wir sollten es nicht verzögern", sagte Harris. Der Gesetzentwurf scheitert schon seit langer Zeit im Kongress am Widerstand der konservativen Republikaner.

An der Zeremonie in Memphis im Bundesstaat Tennessee nahmen auch Angehörige von Floyd und anderen Opfern von Polizeigewalt teil. Die Trauerrede hielt der bekannte Bürgerrechtsaktivist Al Sharpton, der forderte, gewalttätige Polizisten müssten zur Verantwortung gezogen werden.

Polizisten hatten Nichols am 7. Jänner bei einer abendlichen Verkehrskontrolle in Memphis brutal zusammengeschlagen. Der 29-Jährige starb drei Tage später in einem Krankenhaus.

Vergangene Woche wurden fünf nach dem Vorfall entlassene Polizisten wegen Mordes zweiten Grades angeklagt. In Tennessee entspricht dies einer Zwischenstufe zwischen Mord und Totschlag. Bei den fünf Männern, die einer inzwischen aufgelösten Sondereinheit der Polizei von Memphis angehörten, handelt es sich wie beim Opfer um Afroamerikaner. Am Freitag veröffentlichten die Behörden dann Videoaufnahmen des Vorfalls. Die von den Behörden befürchteten Unruhen blieben jedoch aus.

In den USA sorgt tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze immer wieder für Entsetzen und Empörung. Häufig - wenn auch nicht bei Tyre Nichols - sind weiße Polizisten die Täter.