Höllen-Hitze mit 48 Grad: Warum es so heiß ist - und bleibt
Von Birgit Seiser
Cerberus ist in der griechischen Mythologie der mehrköpfige Hund, der das Tor zur Hölle bewacht und auch der Name jenes Hochs, das Europa gerade Temperaturen beschert, die durchaus einem Klima in der Hölle gleichkommen könnten. In Sizilien könnte der europäische Allzeit-Hitze-Rekord von 48,8 Grad gebrochen werden, die Behörden riefen Alarmstufe Rot aus.
In Griechenland stiegen die Thermometer auf über 44 Grad an. Deshalb wurden in Athen etliche archäologische Sehenswürdigkeiten über die Mittagsstunden gesperrt, Touristen dürfen etwa erst ab 17.30 Uhr die Akropolis besichtigen.
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Der Grund für die anhaltende Hitzewelle ist der warme Atlantik. Weil die Wassertemperatur dort ungewöhnlich hoch ist, können Tiefdruckgebiete – wie eines, das derzeit über Großbritannien verweilt – nicht weiterziehen. Das macht den Weg frei für heiße Luft aus Afrika.
Setzen sich diese Hochs über einer Region fest, sinken Luftmassen aus der Höhe langsam zun Boden und erhitzen dabei. Das sorgt für einen weiteren Temperaturanstieg.
Auch Österreich, Deutschland, Polen, Bulgarien und Teile Frankreichs sind aktuell von dieser Großwetterlage betroffen. Hier dürften die Temperaturen in den nächsten Tagen aber etwas zurückgehen, wie Ubimet-Meteorologe Michele Salmi dem KURIER erklärt: „Österreich befindet sich in einer Luftmassengrenze, die sich in den kommenden Tagen immer wieder verschiebt. Daher sollten die Temperaturen leicht zurückgehen. Es besteht aber die Gefahr unwetterartiger Gewitter“.
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61.000 Hitzetote im vergangenen Jahr
Bis nach Griechenland, Italien oder Spanien schaffen es die kühleren Luftmassen aber nicht, was die Gesundheitsbehörden alarmiert. Die lang anhaltende Hitze setzt vor allem älteren Menschen und Kindern zu. Je länger diese Wetterlage andauert, desto heißer werden auch die Nächte. In der Nacht auf Freitag blieben die Temperaturen in Griechenland beispielsweise über 30 Grad – für den menschlichen Körper speziell anstrengend, da er sich bei solchen Temperaturen nur schlecht erholen kann, wie griechische Ärzte im Staatsrundfunk die Bevölkerung warnten. Im Vorjahr gab es laut einer Studie des französischen Gesundheitsforschungsinstitutes europaweit 61.000 Hitzetote. Dieser Wert soll bis 2030 auf durchschnittlich 68.000 Hitzetote pro Jahr steigen.
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Do-It-Yourself-Tipps gegen Hitze
- Klimaanlage selbst bauen: Mit Ventilator, Kübel und Handtuch oder Baumwolltuch kann man sich einfach eine Klimaanlage selbst bauen. Das Handtuch wird befeuchtet und zum Beispiel über einen Stuhl gehängt. Das untere Ende des Stoffs muss in einem Kübel mit Wasser hängen. Platziert man den Ventilator dann dahinter, sorgt die Verdunstung für einen Kühleffekt. Die sogenannte Verdunstungskälte entsteht, weil die Feuchte beim Trocknen Energie – also Wärme – aus der Umgebung zieht.
- Nasse Vorhänge: Vorhänge oder andere Baumwolltücher mit Wasser tränken und sie vor das offene Fenster hängen.
- Kühlende Kräuter: Einige Kräuter haben einen kühlenden Soforteffekt. Trinkt man etwa Wasser, in das Minze gemischt wurde, werden im Mund dieselben Rezeptoren aktiviert wie bei Kälte. Deshalb wird dem Körper vorgespielt, dass es kühl sei. Verantwortlich dafür ist das ätherische Öl Menthol, das in dem Kraut enthalten ist. Der Trick funktioniert auch mit anderen Kräutern wie Pfefferminze oder Basilikum.
- Kühlen Kopf bewahren: Mischt man sich etwa Teebaumöl ins Shampoo und wäscht sich dann damit die Haare, merkt man sofort die Abkühlung auf der Kopfhaut. Dieser Effekt ist so nachhaltig, dass er den ganzen Tag lang spürbar sein kann. Außerdem hilft das Öl ganz nebenbei auch gegen Schuppen und Zecken und Wespen sind keine Fans davon.
- Wechselbäder: Schwere und geschwollene Beine sind ein Symptom, das viele Menschen bei Hitze plagt. Das Blut fließt aufgrund der erweiterten Gefäße langsamer durch den Körper und Wasser gelangt vermehrt in das Bindegewebe. Gegen die Schwellung helfen Wechselbäder oder die einfachere Variante in der Dusche.
- Eiskaltes Nachthemd: Das Nachthemd oder den Pyjama einfach während des Tages ins Gefrierfach legen. Kurz vor dem Schlafengehen herausholen und anziehen. Der Stoff bleibt – je nach Raumtemperatur – um die 15 Minuten kühl. Genug Zeit, um entspannt einzuschlafen. Wer kein Fan von Nachtwäsche ist, kann auch einfach eine leichte Decke einfrieren und die Bettdecke damit ersetzen. Dieser Tipp ist allerdings umstritten: Durch die eisige Kälte am Körper kann das Immunsystem zusätzlich gestresst werden.