Großbritannien: Fast 500 Tote binnen 24h
Mit fast 500 Toten innerhalb eines Tages hat Großbritannien den höchsten Stand an Todesfällen von Corona-Infizierten seit Mitte Mai erreicht. Die zuständige Statistikbehörde meldete 492 Fälle, in denen die Patienten innerhalb von vier Wochen vor ihrem Tod positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. So hoch lag die Zahl der Todesfälle nicht mehr seit dem 19. Mai, als 500 Tote gezählt wurden.
Mit mehreren Zehntausend Toten gilt Großbritannien als das bisher von der Pandemie am härtesten getroffene Land in Europa. Man steuere auf eine "ernste Situation" zu, sagte NHS-England-Chef Simon Stevens. Im Nordwesten des Landes habe im Oktober bereits ein Viertel der geplanten Operationen verschoben werden müssen. Dies werde auch in anderen Regionen zunehmen.
Mit aktuell knapp 11.000 Covid-Patienten in den englischen Krankenhäusern sehe man in vielen Regionen bereits mehr Menschen in den Krankenhäusern als in der ersten Welle im April, sagte Stevens in einem BBC-Interview. Die betroffen Covid-Patienten könnten gebündelt aktuell bereits 22 Krankenhäuser komplett füllen.
20.000 Patienten in den Krankenhäusern gelten nach Angaben von NHS England als obere Belastungsgrenze. Diese könne innerhalb weniger Wochen erreicht sein, wenn die Infektionszahlen nicht drastisch sänken, warnen Gesundheitsexperten.
Teil-Lockdown
In England gilt zur Bekämpfung der Corona-Pandemie seit Donnerstag ein Teil-Lockdown mit weitreichenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Gastronomie, Kulturstätten, Sportzentren und Freizeiteinrichtungen müssen schließen, Schulen und Universitäten bleiben aber geöffnet. Anders als in Österreich wird auch der Handel für einen Monat lang zu bleiben - abgesehen von Supermärkten und anderen als notwendig eingestuften Geschäften.
Die Engländer sollen ihre Wohnungen bis zum 2. Dezember nur noch aus triftigem Grund verlassen - etwa zur Arbeit, zum Sport, zur Erholung oder zur Pflege Angehöriger. Schottland, Wales und Nordirland machen ihre eigenen Regeln zur Virus-Bekämpfung. Dort fuhr man bereits früher zeitlich begrenzt das öffentliche Leben weitgehend herunter.
Premierminister Boris Johnson gestand am Mittwoch im Londoner Parlament, das über den Teil-Lockdown abstimmte, Mängel am britischen Testsystem und bei der Nachverfolgung ein. Seine Regierung setzt nun große Hoffnungen auf Schnelltests: So soll am Freitag in der besonders schwer betroffenen Stadt Liverpool ein Pilotprojekt starten, bei dem allen Bürgern Schnelltests angeboten werden sollen.