Empörung nach faschistischem Gruß auf Hochzeit
Die Hochzeit eines Paares im Rathaus der norditalienischen Stadt Varese, das vom Vorsitzenden einer neonazistischen Vereinigung getraut wurde, sorgt für Empörung in Italien. Das Brautpaar zeigte sich nach der Eheschließung am Balkon des Rathauses, streckte den rechten Arm in die Höhe und zeigte den Hitler-Gruß. Die Geste ist in Italien als "Saluto romano" (Römischer Gruß) bekannt.
Obwohl der "Römische Gruß" in Italien verboten ist, wird er bei Zusammenkünften von Neofaschisten immer wieder ausgeführt. Unter dem Balkon des Rathauses standen Dutzende, in Schwarzhemden uniformierte Neofaschisten, Freunde des Brautpaares. Sie grüßten das Paar ebenfalls mit dem "Römischen Gruß".
Der Vorfall löste Protest bei der italienischen Partisanenvereinigung ANPI aus, die sich gegen neofaschistische Gruppierungen in Italien einsetzt. "In Varese hat der Vorsitzende der neonazistischen Vereinigung 'Do.Ra' ein Mitglied derselben Gruppe mit einer Frau getraut", so der ANPI-Vorsitzende, Gianfranco Pagliarulo, laut Medienangaben vom Dienstag.
Bürgermeister von Varese empört über faschistischen Gruß des Brautpaars
Er rief die Polizei auf, alle Hochzeitsgäste zu identifizieren, die den "Römischen Gruß" gezeigt hatten. Er verlangte, dass die Justiz eine Untersuchung wegen Verstoßes gegen die Gesetze einleite, die in Italien die Verherrlichung des Faschismus verbieten.
Der Bürgermeister von Varese, Davide Galimberti, zeigte sich empört.
"Das Rathaus ist der Ort in unserer Stadt, an dem die Werte des Antifaschismus und der Freiheit zum Ausdruck kommen, und sie darf auf keinen Fall durch Gesten und Parolen verletzt werden, die in unserer Gesellschaft keinen Platz mehr haben dürfen. Ich bin sicher, dass die Polizei so schnell wie möglich die Verantwortlichen für diese gravierende Taten ermitteln wird, die in keiner Weise unsere Stadt repräsentieren", so der Bürgermeister.
Hunderte Menschen wegen Hitler-Gruß in Rom angezeigt
19 neofaschistische Aktivisten, die am 7. Jänner an einer rechtsextremen Gedenkfeier in Rom teilgenommen hatten, sind in den vergangenen Tagen angezeigt worden. Die Staatsanwaltschaft Rom prüft die Aufnahme von Ermittlungen wegen "Verherrlichung des Faschismus", was laut der italienischen Verfassung verboten ist. Hunderte Menschen hatten bei der Veranstaltung in der Hauptstadt ihren rechten Arm in die Höhe gestreckt und den Hitler-Gruß gezeigt.
Die Neofaschisten hatten sich am Jahrestag der Acca-Larentia-Morde versammelt. In der Via Acca Larentia hatten Linksterroristen am 7. Jänner 1978 zwei junge Neofaschisten erschossen, ein dritter starb später.
Seitdem finden jährlich Gedenkfeiern vor dem ehemaligen Sitz des neofaschistischen Movimento Sociale Italiano (MSI) statt, einer von Faschisten und Getreuen des faschistischen Diktators Benito Mussolini gegründeten Bewegung. In ihrer Tradition steht die führende Regierungspartei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.