Schnee von gestern: Wie Wiener Winter früher waren
Von Katharina Salzer
Die Menschen sind begeistert – ein Skirennen in Pötzleinsdorf am Rande von Wien. Ein Publikumserfolg.
Der Kalender zeigt den 24. Februar im Jahr 1895 und Wien ist auch Wintersportort. Vier Jahre zuvor wird hier – nicht in den Alpen – der erste Skiklub der Monarchie gegründet. Er veranstaltet auch das Rennen in Pötzleinsdorf und ein Jahr später ein Ski-Derby Norwegen gegen Österreich. Es ist also genug Schnee.
Das gilt auch für die kommenden Jahrzehnte, auch wenn sich der Sport Richtung Alpen verlagert. Mit der Stadtbahn fahren die Menschen Richtung der Hügel in und rund um die Stadt. Es wird Ski gefahren, gesprungen und gerodelt. In der Zwischenkriegszeit werden große Schanzen gebaut. Und der Schneepalast entsteht – als Möglichkeit zum Indoor-Skifahren im Kunstschnee.
„Der himmlische Schnee vergeht, aber der künstliche bleibt“, heißt es. Damals wie heute.
Indoor-Skiwiese in den 20er-Jahren
1,50 Schilling für zwei Stunden Wintervergnügen: So viel kostete der Eintritt in den Schneepalast im aufgelassenen Nordwestbahnhof. Am 26. November 1927 wurde er eröffnet – mit Genehmigung bis Mai 1928. Für „Skiwiese“ und Sprungschanze wurden 152 Tonnen Kunstschnee in Niederösterreich erzeugt
Brrrr. Die Donau unter einer Eisdecke
Eisstoß bei der Wiener Reichsbrücke im Februar 1929 nach klirrender Kälte von bis zu –29 Grad.
Die Eisfläche war fast einen Monat lang Hauptattraktion in Wien. Für die Schaulustigen gab es sogar Sonderzüge nach Heiligenstadt
Menschenmassen auf den Hietzinger Hängen
Der 20. Jänner 1957 war anscheinend ein perfekter Tag für einen Ausflug. Skifahrer und Rodler tummelten sich am Himmelhof in Hietzing. Platz zum Schnellfahren gab es nicht.
Am Himmelhof befand sich auch eine Sprungschanze. Gebaut 1948, wurde der Besucherrekord 1953 aufgestellt. 20.000 Menschen schauten das Skispringen
Und Absprung
Skispringen in Wien-Hadersdorf-Weidlingau im Jänner 1938. Die Schanze war kaum in Betrieb: 1969 gab es Pläne, sie neu zu errichten
Schneeräumung als Mammutaufgabe
Die Linie 331 fuhr nicht auf dem Arlberg, sondern nach Wien-Stammersdorf. Fotografiert wurden Schneemassen 1930. Heutzutage müssen die Wiener Linien immer weniger Schneeräumfahrzeuge ausschicken. 2019/20 hatten sie nur 86 Fahrten; zehn Jahre zuvor 1.029
Rutschgefahr gleich bei der Innenstadt
Eislaufverein am Heumarkt: Seit Langem Treffpunkt für Eisläuferinnen. Gegründet wurde er 1867. Damals war er im Bereich des heutigen Bahnhofs Wien-Mitte.