Chronik/Österreich

Was Österreichs Spitäler gegen Gewalt unternehmen

In Niederösterreichs Landeskliniken sind im Vorjahr fast 2.600 Übergriffe gezählt worden. Laut ersten Hochrechnungen wird die Zahl im heurigen Jahr ähnlich hoch ausfallen. Bei mehr als 40 Prozent der Vorfälle handelt es sich um verbale Übergriffe wie etwa Drohungen und Beschimpfungen. Mehr als 30 Prozent betreffen aber Aggressionen durch Körpereinsatz und Spucken.

Private Sicherheitskräfte hat die NÖ Spitalsholding (noch) keine im Einsatz. Fruchten die Deeskalationsmaßnahmen der Mitarbeiter nicht, wird unverzüglich die Polizei verständigt.

Um „Gewalt im Spital“ offensiv zu thematisieren, hat die niederösterreichische Spitalsholding eine Kampagne gestartet. Damit will man das Sicherheitsgefühl für alle Mitarbeiter stärken.

Eskalation verhindern

Die Botschaft „Stop – keine Gewalt“ ist auf Plakaten, die überall in den Landeskliniken aufgehängt wurden, nachzulesen. Damit alle Beschäftigten wissen, was bei Übergriffen von Patienten zu tun ist, erhalten sie eine entsprechende Ausbildung.

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Das Ziel sei, bereits im Vorfeld eine mögliche Eskalation durch Gefahrenerkennung und präventive, verbale Deeskalation zu verhindern, erklärt Bernhard Jany, Sprecher der Spitalsholding.

Training

Eine ähnliche Initiative gibt es auch im Burgenland, wo seit Jahren ein Deeskalationstraining für alle Mitarbeiter der Krages (Burgenländische Krankenanstalten) angeboten wird. Dieses werde vor allem von Personen in Anspruch genommen, die bereits Erfahrungen mit derartigen Vorfällen gemacht haben, sagt ein Krages-Sprecher.

Dieses ist seit mehreren Jahren Bestandteil des internen Ausbildungsprogramms und wird von zwei Trainern geleitet, die langjährige Erfahrung im Polizeidienst haben.

„Das sind Spezialisten im Bereich Aggression. Wir achten darauf, dass wir unsere Mitarbeiter so gut wie möglich auf derartige Situationen vorbereiten“, sagt der Krages-Sprecher.

Generell gebe es im Burgenland aber „zum Glück“ keine derartig schweren Übergriffen wie jene des aktuellen Falls in Wien.

Dennoch wurden innerhalb eines Jahres im Burgenland 122 Ereignisse gemeldet, die in Folge von aggressiven Verhaltens in den Krages-Einrichtungen entstanden sind. Bei Vorfällen dieser Art werden von der Abteilung Risiko und Sicherheitsmanagement alle Details umfassend erhoben und daraus dann weitere Maßnahmen für die Zukunft abgeleitet.

Bodycams

Einen Schritt weiter ist man hingegen in Tirol: In den dortigen Landeskliniken sind die Sicherheitsmitarbeiter bereits mit Bodycams (am Körper getragene Kameras, Anm.) ausgestattet. In den Spitälern zählte man im Jahr 2017 rund 80 Anzeigen wegen Körperverletzung.