Chronik/Österreich

Vorarlberg: VP muss in drei Städten um Bürgermeistersessel bangen

Die Vorarlberger kamen am Sonntag mit Maske zu den Wahllokalen. An den Eingängen warteten Desinfektionsmittel und Einlasskontrollen auf die Bürger. Dass die Gemeinde- und Bürgermeisterwahlen mitten in Corona-Zeiten und bei zuletzt auch im Ländle massiv gestiegenen Infektionszahlen stattfanden, war unübersehbar.

Die Unsicherheit in der Bevölkerung löste einen regelrechten Run auf Wahlkarten aus. Sie wurden von über 51.000 der 301.572 Stimmberechtigten – das entspricht 17,2 Prozent – beantragt.

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Mit einem Paukenschlag ging die Bürgermeisterwahl am Sonntag in Lech am Arlberg zu Ende. Langzeit-Bürgermeister Ludwig Muxel musste sich in dem Nobelskiort zwei Herausforderern stellen – einer davon sein langjähriger Vertrauter Stefan Jochum.

Neuer Wind in Lech

Der erreichte 47,6 Prozent. Muxel kam nur auf 35,4 Prozent. Die beiden müssen nun am 27. September in einer Stichwahl gegeneinander antreten. Der dritte Kandidat im Rennen kam auf 16,9 Prozent. Jochum war bei den letztlich im März aufgrund der Corona-Pandemie abgesagten Wahlen noch nicht auf dem Stimmzettel gestanden.

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Doch im Sommer ist erneut eine Diskussion über die künftige Gestaltung des Gemeindezentrums inklusive Einkaufszentrum entbrannt. Wirtschaftstreibende im Ort sahen in der geplanten Verkaufsfläche eine Bedrohung für ihre Existenz.

Blaue und rote Gemeinden

Bisher wurden in Vorarlberg nur sechs Gemeinden von Bürgermeistern geführt, die nicht Mitglied der ÖVP sind bzw. dieser als nahestehend gelten. Die FPÖ, die seit 2015 in vier Gemeinden den Ortschef stellte, verlor in Fußach den Bürgermeistersessel an die VP, nach dem der blaue Amtsinhaber nicht mehr angetreten war.

In der Stadt Hohenems wurde Dieter Egger, der 2015 in Bürgermeisteramt gewählte Ex-Chef der Vorarlberger FPÖ, klar bestätigt (63,5 Prozent).

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Die einzigen zwei roten Gemeinden im Ländle – Bürs und St. Gallenkirch – wurden am Sonntag nicht umgefärbt. Chancen auf die Eroberung einer Stadt durfte sich die SPÖ in der Bezirkshauptstadt Bludenz machen.

Stichwahl in Bludenz

Dort war Mario Leiter 2015 Langzeit-Bürgermeister Mandi Katzenmayer nur knapp unterlegen. Und zwar in einer nach Ungereimtheiten bei der Wahlkartenausgabe wiederholten Stichwahl. Für die ÖVP sollte am Sonntag der junge Quereinsteiger Simon Tschann das Amt verteidigen.

Der kam auf 47 Prozent, Leiter auf 43,9 Prozent. Die Entscheidung fällt in zwei Wochen (27. September) in einer Stichwahl. Die ist auch in der Landeshauptstadt Bregenz notwendig, wo es – nicht zum ersten Mal – zum Duell zwischen dem seit über 20 Jahren amtierenden VP-Bürgermeister Markus Linhart (43,21 Prozent) und dem Ex-SPÖ-Landeschef Michael Ritsch (34,5 Prozent) kommt.

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Mit Feldkirch wird es auch noch in einer dritten VP-regierten Stadt in zwei Wochen eine Stichwahl geben. Wolfgang Matt (41,4 Prozent) wird von Daniel Allgäuer von der FPÖ (23,7 Prozent) herausgefordert.

In der Stadt Dornbirn, bevölkerungsreichste Gemeinde Vorarlbergs, wurde VP-Bürgermeisterin Andrea Kaufmann - wenn auch knapp - im ersten Wahlgang bestätigt. In Lustenau - der einwohnerstärksten Marktgemeinde Österreichs - kam VP-Amtsinhaber Kurt Fischer auf 56,13 Prozent (2015 waren es noch 67,56 Prozent).

Weitere VP-Gemeinde wackelt

In der Bodensee-Gemeinde Hard schaffte es SPÖ-Landeschef auf Platz eins (35,4 Prozent) in die Stichwahl. Dort tritt er gegen die amtierende ÖVP-Bürgermeisterin Evi Mair (32,8 Prozent) an.

„Ein bisschen kaltwarm“, bilanzierte VP-Landeshauptmann Markus Wallner den Wahlabend. Gerade in den großen Gemeinden des Landes setzte es teilweise schmerzliche Verluste für die VP-Listen:

Schwarze Verluste

So etwa in Hard (- 16,5 Prozent), Hohenems (- 11,47 Prozent), Feldkirch (-7,35 Prozent) oder Bludenz (-5,35 Prozent).

Die Grünen durften sich über Zugewinne freuen, die Neos über Achtungserfolge - etwa einen Stadtrat.