Chronik/Österreich

Gefahr von Muren und Hangrutschungen steigt wieder: "Die Leute wollen nicht mehr"

Samstag Früh war in den Überschwemmungsgebieten im Süden Österreichs zumindest leichte Entspannung in Sicht. Die nächtlichen Regenfälle fielen nicht ganz so stark aus, wie befürchtet. Der Regen ging in manchen Teilen der Steiermark und Kärntens dann in leichten Regen bzw. Nieseln über.

Ab Mittag sollten die Niederschläge laut Prognose zwar weiter abnehmen. Jedoch: Bei St. Paul im Lavanttal regnet es immer noch und in stark betroffenen Ballungsräumen Klagenfurt und Völkermarkt sowie in den Gurktaler Alpen soll es heute auch nochmal 20 bis 30 l/m² regnen, westlich davon 10 bis 15 l/m².

Laut Geosphere Austria regnete es in den vergangen beiden Tagen in Kärnten und der Steiermark stellenweise über 200 Liter pro Quadratmeter.

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Die Feuerwehren stehen im Dauereinsatz.

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Evakuierung aufgehoben, Gefahr nicht gebannt

Besonders gefährdet ist St. Paul im Lavanttal (Bezirk Wolfsberg), wo die Behörden am Samstag eine Hochwasserwelle erwarteten. Ein Rückfangbecken, das das Ortszentrum vor den Wassermassen schützen soll, drohte überzugehen und das Ortszentrum der 3.200-Einwohner-Gemeinde zu fluten.

Am Abend wurden deshalb vorsorglich 70 Haushalte evakuiert. Heute Morgen leichtes Aufatmen: Der Damm hat gehalten. Erfreulich für die Bewohner: Die Evakuierung wurde aufgehoben, Menschen dürfen ihre Häuser wieder beziehen.

Die Nacht verbrachten sie in Notquartieren in der Volksschule.

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Lavamünd: Hang mit Strommast rutscht auf Haus zu

Doch die Gefahr ist für Ort und Bewohner noch lange nicht gebannt: Es droht die Gefahr gleich mehrerer Hangrutsche. Der Boden ist vollständig mit Regen gesättigt und kann nichts mehr aufnehmen.

"Wir sichern alles vor Erdrutschen", sagt Siegfried Krobath, Feuerwehrkommandant in St. Paul, zum KURIER. Betroffen sei vor allem der Johannesberg.

"Wir brauchen dringend Sandsäcke, sonst fährt der ganze Hang ab", so Krobath.

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Erneut Niederschläge bis Sonntag erwartet

Das Italientief, das für zahlreiche Unwetter im Süden des Landes gesorgt hat, zieht zwar ab, bringt aber noch bis Sonntagvormittag Regen. Die meisten Regenmassen werden in Unterkärnten von den Karawanken bis zum Lavanttal erwartet. Besonders in diesen Gebieten sind deshalb weitere Überflutungen, Hangrutschungen und Murenabgänge zu befürchten. Grund hierfür ist, dass die Böden kein Wasser mehr aufnehmen können. Zudem gibt es eine Regenwarnung bis Sonntag für den Raum Klagenfurt, den Bezirk Völkermarkt und für den Süden des Bezirks Wolfsberg.

Die Wildbach- und Lawinenverbauung des Landes warnt davor, dass die Gefahr von Hangrutschungen und Murenabgängen in den nächsten Stunden weiter steigt.

Häuser in Granitztal evakuiert

Brenzlig ist die Lage im Granitztal, einem Ortsteil von St. Paul. Die Stimmung beschreibt Einsatzleiter Markus Schober mit einem Wort: Angst. "Die Leute wollen nicht mehr. Sie wollen einfach, dass der Regen aufhört."

"Ich habe jetzt die Feuerwehr gerufen, weil ich es mit der Angst zu tun gekriegt hab", erzählt Walter Bitesnich, ein besorgter Hausbesitzer dem KURIER.

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In der Früh habe er nur einen kleinen Riss beim Haus bemerkt, so der gelernte Maurer. Nun drohe alles abzurutschen. Kleine Rinnsale von Wasser vor seinem Haus hätten sich in regelrechte Bäche verwandelt.

Aktuell werden zwei Häuser in unmittelbarer Nähe zur Volksschule in Granitztal evakuiert, ein Hang darüber scheint nicht mehr sehr stabil.

"Haben richtige Rutschungen"

Um kurz nach 9 Uhr startete Landesgeologe Dietmar Widowitz einen Ortsaugenschein in der Gemeinde im Lavanttal.

"Wir haben richtige Rutschungen mittlerweile. Zum Teil sind auch Wohngegenden betroffen", sagt Widowitz.

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Hang droht in Lanbach abzurutschen

Aktuell droht etwa ein Hang, mehrere Tausend Quadratmeter, in den Lanbach abzurutschen. Die Wildbachverbauung ist alarmiert. "Rutscht dieser Hang ab, verklaust der Bach und 5 Häuser wären bedroht", sagt Einsatzleiter Schober zum KURIER.

Mit einem Bagger wird versucht, Geröll zur Seite zu räumen und eine Verklausung zu verhindern.

In Lavamünd droht aktuell ein Hang mit Strommasten auf ein Haus zuzurutschen. Die Kelag ist am Weg zu der Stelle.

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"Wie soll das jetzt weitergehen?"

"So etwas haben wir noch nie erlebt und man ist einfach machtlos", sagt Familie Plösch, die seit dem Jahr 1955 in St. Paul wohnt, zum KURIER. "Wir können nicht raus. Wie soll das jetzt weitergehen?"

"Dass an dem vielen Regen der Klimawandel schuld ist, daran besteht für mich kein Zweifel", sagt Alfred Plösch. "Es wird alles immer extremer."

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"Wir haben die ganze Nacht gebangt, wie es weitergeht. Nun müssen wir warten, bis der Regen aufhört", sagt Sabine David vom Weingut Ritter zum KURIER. 

"Die Einfahrt war auf einmal weg", erzählt eine Nachbarin. 

Der Zivilschutzalarm in St. Paul bleibt vorerst weiter aufrecht. Um 9 Uhr fand ein Landeskrisenstab in Kärnten statt - mit dabei auch Landeshauptmann Peter Kaiser.

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5.000 Feuerwehrleute im Einsatz

Das Einsatzaufkommen der Feuerwehren ist in der Nacht ein wenig zurückgegangen. Mit Beginn der Morgendämmerung sind die Notrufzahlen wieder deutlich angestiegen.

In den hauptsächlich betroffenen Bezirken Klagenfurt, Klagenfurt-Land, Völkermarkt, Wolfsberg und St. Veit kommt es immer wieder zu punktuellen Überschwemmungen und überfluteten Kellern. Der Einsatzschwerpunkt hat sich in Richtung Westen ausgedehnt. Zwischen Mitternacht und 6 Uhr gab es 170 neue Einsätze mit 70 eingesetzten Feuerwehren.

Seit Beginn der Wettersituation am Donnerstag mussten mehr als 1.400 Einsätze mit 215 Feuerwehren rund 2.500 Einsatzkräften, unterstützt durch die Einheiten der Österreichischen Wasserrettung und des Österreichischen Bergrettungsdienst bewältigt werden.

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Im südsteirischen Leibnitz wurden die Bewohner eines Seniorenheim in Sicherheit gebracht. Wegen der gesperrten A1 in Slowenien könnten sich umfangreiche Staus im Urlaubsverkehr durch Österreich anbahnen.

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In den Kärntner Bezirken Wolfsberg und Völkermarkt waren gefährdeten Gebäude evakuiert und Hochwasserschutzelemente aufgestellt worden.

Rückhaltebecken in Viktring ausgepumpt

Kritisch war die Lage einige Zeit auch in Viktring, einem südlichen Vorort der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee. Dort musste die Feuerwehr am Abend ein Rückhaltebecken auspumpen, das überzulaufen drohte. Hier konnte die Lage inzwischen laut Stadtkommunikation Klagenfurt erfolgreich stabilisiert werden.

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Hangrutschungen in Lavamünd

Auch in Lavamünd mussten laut Radio Kärnten "einige Häuser evakuiert" werden, nachdem es dort Hangrutschungen gegeben hat.

Wie der Bezirkshauptmann von Völkermarkt, Gert Klösch, berichtete, war auch ein Campingplatz am Gösselsdorfer See von Hochwasser bedroht. Die Bewohner des Campingplatzes sollten in der Mittelschule Eberndorf untergebracht werden. Schon zuvor war auch ein Campingplatz am nahe gelegenen Turnersee evakuiert worden.

Auch in der Ferlacher Ortschaft Waidisch wurden die Bewohner von vier Häusern in Sicherheit gebracht. In Kärnten wurde für neun Gemeinden in den Bezirken Völkermarkt und Wolfsberg Zivilschutzwarnung gegeben, in den Gemeinden St. Paul im Lavanttal und Loibach Zivilschutzalarm.

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Regen über Nacht nicht ganz so heftig

Im ersten Teil der Nacht fiel der Regen aber nicht ganz so stark aus wie befürchtet, gegen 8.00 Uhr war er in manchen Teilen der Steiermark und Kärntens laut Wetterberichten in leichten Regen bzw. Nieseln übergegangen.

Zahlreiche Feuerwehreinsätze wegen Überflutungen gab es in mehreren Gemeinden rund um die Landeshauptstadt, etwa in Krumpendorf am Wörthersee.

In Klagenfurt selbst geriet eine Transformatorenstation in Brand. Insgesamt wurden im südlichsten Bundesland 1.100 Feuerwehreinsätze gezählt. 2.500 Feuerwehrleute und 100 Bundesheer-Soldaten seien im Einsatz.

Nördlich von Eisenkappel waren zehn Katastrophenfachkräfte mit schwerem Pioniergerät im Einsatz.

Unterdessen gab es auch auswärtige Hilfe für die Unterkärntner Einsatzkräfte, nicht nur aus Oberkärnten. Laut Klösch waren 70 Mann des Landesfeuerwehrverbandes Niederösterreich mit großen Pumpen im Bezirk Völkermarkt im Einsatz.

Der Kärntner Militärkommandant Walter Gitschthaler berichtete in der nächtlichen ORF-Sondersendung, er habe in Graz weitere Kräfte angefordert. Bis zu 200 weitere Soldaten könnten für den Hochwassereinsatz abgestellt werden.

rotz all der Einsätze gab es noch Zeit für grenzüberschreitende Hilfsaktionen: Bei einem Notarzteinsatz im slowenischen Mežica half ein Notarzteinfahrzeug aus dem Bezirk Völkermarkt. Die Rettungskräfte konnten ein 14 Tage altes Baby wohlbehalten gemeinsam mit seiner Mutter ins Klinikum Klagenfurt bringen, wie Rotkreuzsprecherin Melanie Reiter am Samstag mitteilte.

Seniorenheim evakuiert

In der Steiermark wurde für die Bezirke Deutschlandsberg, Leibnitz und Südoststeiermark Zivilschutzwarnung gegeben, in fünf Gemeinden Katastrophenalarm.

In der Nacht auf Samstag musste auch ein Seniorenheim in Lavamünd evakuiert werden, berichtete Ö3. Insgesamt 27 Bewohner seien in Notunterkünfte gebracht worden.

Im nahe gelegenen Ort Heimschuh mussten zuvor Menschen sogar mit Booten in Sicherheit gebracht werden. Nach einem Dammbruch konnten zwei Personen nur per Seil mit einem Helikopter gerettet werden. Feuerwehrsprecher Thomas Meier sagte dem ORF-Radio, man habe "zahlreiche Evakuierungen" durchführen müssen und eine Notschlafstelle eingerichtet.

Zahlreiche Feuerwehreinsätze gab es auch im benachbarten Burgenland, konkret im Bezirk Jennersdorf, wo Keller ausgepumpt werden mussten.

 Auch in der Steiermark stand das Bundesheer seit Freitagabend im Assistenzeinsatz, nachdem mehrere Gemeinde um Hilfe gerufen hatten. Rund 80 Soldatinnen und Soldaten aus der Strasser Erzherzog Johann-Kaserne unterstützen 30 Feuerwehrleute im Raum Leibnitz. Rund 50 Soldatinnen und Soldaten aus der Feldbacher Kaserne halfen im Raum Feldbach beim Eindämmen der Hochwassersituation - beispielsweise durch Füllen von Sandsäcken.

Staus auf Karawankenautobahn befürchtet

Auf der ohnehin stark belasteten Karawankenautobahn (A11) könnte es am Samstag zu massiven Staus im Urlauberverkehr kommen. Schon um 6.00 Uhr in der Früh gab es laut Ö3 vor dem Karawankentunnel einen "kilometerlangen Stau" in Richtung Slowenien, die Wartezeit betrage eineinhalb Stunden.

Von Autofahrerclubs wurde ein Ausweichen auf die Karawankenroute empfohlen, weil die slowenische A1 zwischen Celj und Ljubljana mehrfach wegen Hochwassers unterbrochen, die Verbindung zwischen Marburg und Triest wird voraussichtlich bis mindestens Sonntag nicht befahrbar sein.

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Wenn möglich, sollten Fahrten, die nach oder durch den Norden Sloweniens führen, verschoben werden. Ausweichen ist zwar möglich, etwa über den Karawankentunnel (A11) und die slowenische A2, hier werden allerdings lange Staus erwartet.

Diese sind die wichtigsten Transitrouten durch Slowenien und wird von vielen Kroatien-Urlaubern aus Ostösterreich, Tschechien, Ungarn und der Slowakei benutzt. Laut dem ORF sollte die Strecke zwischen Maribor und Triest noch bis Sonntag unterbrochen bleiben.