Zwei Todesopfer bei schwerem Unfall mit Raftingboot auf Salzach
Von Matthias Nagl
Ein schwerer Raftingunfall hat sich am Montagvormittag auf der Salzach bei Golling, Bezirk Hallein, ereignet. Dabei sind zwei Männer ums Leben gekommen. Laut Polizei handelt es sich bei einem der Opfer um einen 23-jährigen Serben mit deutschem Aufenthaltstitel. Die Identität des zweiten Opfers ist noch nicht geklärt.
Die beiden Männer starteten im Bereich Tenneck südlich des Pass Lueg mit einem privaten Boot eine Raftingtour. Nach Auswertung der Bilder einer am Boot montierten Action-Kamera, kenterte das Raftingboot kurz vor 11 Uhr im Bereich der Salzachöfen. Die beiden Männer dürften laut Polizei vermutlich unmittelbar nach dem Kentern ertrunken sein.
Nach der Bergung der Opfer lief noch ein umfangreicher Sucheinsatz, da zunächst unklar war, ob sich noch weitere Personen an Bord befanden. Wasserretter und Feuerwehrleute suchten den Fluss zwischen Golling und Hallein ab.
Bergretter durchkämmten beim Pass Lueg den Uferbereich der Salzachöfen, die als besonders anspruchsvolles Raftinggebiet gelten (siehe Infobox). Mehr als 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Wasser- und Bergrettung sowie dem Roten Kreuz waren im Einsatz.
Verbotene Rafting-Strecke
Ein Zeuge hatte am Vormittag im Bereich der Salzachöfen ein gekentertes Raftingboot entdeckt und zwei Personen im Wasser treiben gesehen. Er alarmierte die Einsatzkräfte. Im betroffenen Gebiet ist Rafting grundsätzlich verboten. Für Private ist Rafting an der Salzach generell untersagt, die Salzachöfen sind auch für kommerzielle Anbieter Tabu.
„Wir warnen davor, da hineinzufahren und machen es auch selbst nicht“, sagte Karl Kreuzhuber, Einsatzleiter der Wasserrettung, zum KURIER. „Ich hatte den Eindruck, dass die beiden nicht wussten, was sie da machten“, meinte Kreuzhuber.
Ermittlungen laufen
Der genaue Unfallhergang ist noch Gegenstand von Ermittlungen. Einer der Männer wurde in Golling flussabwärts der Salzachöfen an eine Sandbank gespült, der zweite Mann wurde im Wasser treibend von Wasserrettung und Feuerwehr geborgen. Die Wiederbelebungsmaßnahmen waren bei beiden Opfern erfolglos.
Suche eingestellt
Laut Augenzeugen sollen sich vor dem Unfall nur zwei Personen im Boot befunden haben. Nach mehreren Stunden wurde die Suche nach weiteren Opfern eingestellt. Zuvor waren unter anderem an den Brückenköpfen entlang der Salzach Suchposten aufgestellt worden, die den Fluss nach flussabwärts treibenden Personen oder Gegenständen beobachteten.
Wo in Salzburg das Tennen- und das Hagengebirge aufeinandertreffen, hat sich die Salzach im Lauf der Jahrtausende einen spektakulären Weg durch den Fels gegraben. Entstanden ist ein bis zu 90 Meter tiefer Durchbruch, der sich auch bei erfahrenen Wildwassersportlern an Beliebtheit erfreut: die Salzachöfen. Die enge Schlucht hat dabei aber schon einigen Kanu- und Raftingfahrern das Leben gekostet.
„Die technische Schwierigkeit hängt auch vom Wasserstand und vom Training und der Erfahrung ab, sie ist aber mit der Stufe 4 von insgesamt sechs Stufen nicht die größte Herausforderung“, sagte der Salzburger Wildwasserfahrer Thomas Rötzer. „Die Konsequenzen bei einem Unfall können aber dramatisch sein.“ Die Gefahr in der Schlucht gehe vor allem von den glatten und bauchig unterspülten Felswänden aus. „Dort, wo die Strömung direkt auf den Fels trifft, zieht sie weit nach unten. Das kann Boote umschmeißen.“
Dabei bestehe die Gefahr, dass Kajak- oder Raftingfahrer zu lange unter Wasser bleiben oder unter der Oberfläche an Hindernissen hängen bleiben - etwa an Bäumen, wie sie möglicherweise auch vom Hochwasser der vergangenen Woche in die Salzachöfen gespült worden sein könnten. „Wegen der glatten Wände gibt es keine Möglichkeit sich festzuhalten“, erklärte Rötzer. „Es fahren darum sehr viele Leute nicht in die Salzachöfen ein, die das von ihrem Können her sehr wohl könnten.“
Auch der Abtenauer Werner Bein, ein gerichtlich beeideter Sachverständiger für Wildwassersport, sagte, dass Schwimmer in den Salzachöfen nach einem Sturz ins Wasser trotz Neopren-Anzug und Schwimmweste wenig Chancen hätten, zu überleben. „Es gibt diffizile und gefährliche Strömungen, vor allem bei der Ein- und Ausfahrt. Zudem ändern sich die Verhältnisse durch die Form der Schlucht von Mal zu Mal.“ Der schwierige Abschnitt ist für kommerzielle Anbieter gesperrt.