Chronik/Österreich

Schüler holten Schule auf den Wiener Heldenplatz

"Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut" - die Demonstration der Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz ging auch diesen Freitag weiter. Ab dieser Woche im neuen Format des "streikenden Klassenzimmers". "Wir wollen so zeigen, dass wir nicht gegen die Bildung streiken, sondern uns für unsere Zukunft einsetzen. Den Bildungsauftrag nehmen wir sehr ernst", erklärt Wiener Initiator Johannes Stangl. Und so hielt der Wissenschaftler Mathias Kirchner von der Universität für Bodenkultur einfach eine Unterrichtsstunde zum Thema Klimawandel für die Schülerinnen und Schüler ab. 

"Wer glaubt, dass sich die Temperatur seit der vorindustriellen Zeit über ein Grad erwärmt hat?" Rot bedeutet "Ja", Grün bedeutet "Nein" - rote Karten wandern am Heldenplatz in die Höhe und die Schülerinnen und Schüler haben Recht, es sind bereits 1,1 Grad im weltweiten Durchschnitt.

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Dabei gebe es jedoch regionale Unterschiede, betont Kirchner: "Wer glaubt es sind in Österreich bereits mehr als 1,1 Grad?" - wieder schnellen rote Karten in die Höhe und wieder haben die Schülerinnen und Schüler Recht. "In Österreich sind wir schon bei einem Anstieg von 2,3 Grad seit dem Einsatz von fossilen Brennstoffen", sagt Kirchner unter Buh-Rufen von der Schülerschaft.

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Wer bisher glaubte die Schülerinnen und Schülern würden einfach die Gelegenheit der Freitagsdemo nutzen, um Schule zu schwänzen und lieber demonstrieren als lernen, der wird nun von den Schülern höchstpersönlich eines Besseren belehrt. Nach dem Vortrag blickt der Wissenschaftler Kirchner auf die Uhr: "Ohje, wir sind schon fast am Ende, habt ihr vielleicht noch ein bisschen Zeit?" Jubel bricht aus der Menge los, alle wollen noch mehr erfahren und es gibt noch mehr Infos rund ums Klima.

Diese Wochen machten sich 400 Schülerinnen und Schüler in Wien für das Klima stark. Letzte Woche waren es deutlich mehr, über 10.000 schätzte die Polizei. "Es ist okay, dass wir diese Woche wieder weniger sind, Hauptsache ist, wir halten das Feuer am Leben. Zu punktuellen Großereignissen wollen wir wieder mehr werden, wie etwa beim Klimaprotestmarsch am 5. April um 17.00 Uhr", so Initiator Stangl.

Unterstützung von älteren Generationen

Zwischen den Jugendlichen erheben auch ältere Demonstranten ihre Stimme, wie Toni Banner. Er ist 81 Jahre alt und erzählt: "Letzte Woche Freitag war ich in Leipzig, wir sind ewig im Stau gestanden, weil junge Menschen auf den Straßen waren. Dass sie sich so für unser Klima einsetzen hat mich begeistert, deswegen bin ich heute hier und auch nächste Woche komme ich wieder, um diese Sache zu unterstützen."

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Der Kritik an den Schülerinnen und Schülern kann er nichts abgewinnen: "Ich bitte Sie, das ist doch so ein Unsinn, wir sollten alle froh sein. Wenn vielleicht drei von 100 dabei sind, weil sie nicht zur Schule wollen, dann beginnen diese drei spätestens auch nachzudenken, wenn sie hier sind und das erleben", sagt der 81-Jährige entschlossen.