Pferdezucht ohne Geld: Ein „Träumer“ muss vor Gericht
Von Konstantin Auer
Reich ist er nicht, aber ein großer Pferdefan. Seine finanzielle Lage – ohne regelmäßiges Einkommen und ohne Vermögen – sollte ihn nicht davon abhalten, sich seinen Lebenstraum von einer eigenen Pferdezucht zu ermöglichen. So dürfte sich das ein 39-jähriger gebürtiger Vorarlberger zumindest vorgestellt haben.
Doch am kommenden Montag muss er sich am Wiener Landesgericht für Strafsachen wegen schweren Betrugs verantworten.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, er habe in den vergangenen zwei Jahren 49 Firmen und Personen unter der Verwendung von gefälschten Urkunden dazu bringen wollen, ihm teure Pferde, Pferdeanhänger, Reisen und andere Luxusartikel zu verkaufen. Insgesamt soll es um eine Summe von mehr als 300.000 Euro gehen.
Pferd in den USA bestellt
So soll er sich etwa im Dezember 2018 ein Pferd namens „Ballzauber“ um mehr als 42.000 Euro aus den USA nach Europa verschiffen haben lassen. Im März 2019 soll er eine deutsche Firma beauftragt haben, ihm einen Pferdeanhänger im Wert von 15.900 Euro herzustellen. Sogar Tierarztbehandlungen soll er sich erschlichen haben.
Seine Vorgehensweise soll immer ähnlich gewesen sein: Als „Beweis“ dafür, dass er sich die bestellten Tiere, Autos und Dienstleistungen leisten könne oder schon bezahlt habe, soll er gefälschte Überweisungsbestätigungen, Kontoauszüge oder falsche Schreiben einer Anwaltskanzlei präsentiert haben.
Flug nach Thailand gebucht
So soll er etwa auch einen Business-Flug nach Thailand gebucht haben. Um an die Zuchtstute „Konzertina“ im Wert von 80.000 Euro oder an einen Range Rover zu gelangen, soll er gefälschte Online-Banking-Auszüge präsentiert haben. In diesen Fällen blieb es, wie auch bei einigen anderen, beim Versuch. Mancher Händler durchschaute die Masche des Verdächtigen, der nun in U-Haft sitzt.
„Er war eben ein Träumer“, verteidigt ihn seine Anwältin Astrid Wagner. Er habe sich in der Haft – 2014 wurde er wegen ähnlicher Delikte verurteilt – ein Luftschloss gebaut. Der Angeklagte zeigt sich geständig, weshalb Wagner auf ein mildes Urteil hofft. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft. K. Auer, M. Reibenwein